Editorial April 2020

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Vor ein paar Jahren lud ein Autokonzern Journalisten nach Valencia ein. Wir sollten ein neues Auto testfahren. In Zwei-Mann-Besatzungen wurden wir mit Landkarten bestückt und zu zweit in die Fahrzeuge verfrachtet. Mit Landkarten – so wurden die Navigationsgeräte damals bezeichnet.  Start war am Flughafen, Ziel, ein Hotel in der Pampa. Nach  kurzen Passagen auf unbedeutenden Nebenstraßen, gelangten wir auf die Avenida de Cataluña. Breit, schnell, fünf Spuren, ein Traum für  Autofahrer.  Ich fuhr.  Fünf Spuren, um mich herum viele Autos, hupend, mit mindestens 70 km/h, ich hielt mich an die vorgeschriebenen 50 km/h. Blitzerbilder sind in Spanien teuer. Die Straße zog sich, plötzlich ein Kreisverkehr voraus. Eine weitere Spur kam dazu. Mit der Einfahrt endeten die sechs Spuren. Was die Spanier veranlasste zu siebent hineinzufahren. Alle hupten, 50 Meter weiter hatte die Straße sieben Spuren. Von rechts näherten sich fünf Autos nebeneinander, 20 Meter weiter reihten sich aus 5 Spuren kommend weitere sieben Autos ein. Ampeln? Hä? 100 Meter weiter kam der richtige Kreisverkehr. Kennt jemand Edgar Allan Poes „Ein Sturz in den Malstrom“? Mit der Einfahrt in den KREISVERKEHR, endeten wieder die Spuren. Alle hupten, keiner bremste. Mein Beifahrer biss  in die Landkarte. Da beschloss der ganz links fahrende Opel Frontera, ich weiß es noch genau, die erste Ausfahrt zu nehmen. Es wurde still. Innerhalb von Sekunden war der Geländewagen verschwunden. Alle hupten. Hinterher. Ich auch. 50 Meter weiter gab es wieder sieben Spuren. Die breite Straße waberte träge in den Sonnenuntergang, als wäre nichts gewesen. Ein Kreisverkehr ist ein bisschen wie das Leben, wurde mir klar, es hätte auch ganz furchtbar schief gehen können.

Heiko Portale

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