Editorial November ’23

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Von Heiko Portale

Das Bebel ist tot, es lebe das Bebel! Kaum noch Hoffnung gibt es für die Cottbuser Konzertinstitution. Spätestens im Dezember ‘24 fällt dort der letzte Vorhang. Kaum ist die eine Spielstätte quasi begraben, ging es vor einigen Tagen auch einem, sich gerade zu einem hellen Stern in der Cottbuser Lese- und Festivallandschaft entwickelnden, Projekt an den Kragen. Die Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH hat dem Förderantrag des „Literatur auf der Parkbank“ durchführenden Raumeroberer – Verein zur Förderung der Literatur im öffentlichen Raum e.V. nicht stattgegeben. Stattdessen werden andere nicht näher benannte Projekte im Land Brandenburg gefördert. Die Veranstalter von LadP hatten um einen Betrag von € 30.000 gebeten, die Stadt Cottbus hatte bereits ihre Bereitschaft signalisiert, wie in den vergangenen Jahren, ihren Verhältnissen entsprechend, mit € 5.000 Euro dabei zu sein; die Landeszentrale für Politische Bildung wollte € 30.000 beisteuern. Die Veranstalter haben ihre Kosten auf ein Minimum reduziert. Ein beteiligter Autor des Lesefestivals schrieb uns: „Ich kam nicht umhin festzustellen, wie riesig der Gesprächsbedarf des Publikums war, sich über Literatur, über politische Entwicklungen, über unterschiedlich gelebte Leben, über Zivilcourage, auszutauschen. Dieses Lesefestival war eine aufregende, niedrigschwellige Begegnung von Stadt und Land, eine Gemeinschaft von gegenseitigem Interesse, und somit von Ereignissen, von denen es in Zeiten wie diesen doch eher mehr geben sollte! Wieso beschlossen die Verantwortlichen in Potsdam das Aus für einen so notwendigen Austausch, für solche Begegnungen?“ Gerade auch gedenkend der im nächsten Jahr stattfindenden Wahlen hätte ein auf den Dialog ausgerichtetes Lesefestival eine spannende Alternative zum derzeitigen politischen Diskurs weitab vom Potsdamer Landtag werden können. Nach den reichlich ausgeteilten Corona-Hilfen zur Wiederbelebung von Kunst und Kultur sind die Töpfe nun wieder im Vor-Corona-Modus: fast leer. Zu viele Initiativen drängeln sich offensichtlich nun wieder um die verbliebenen Mittel.

Die Cottbuser Kulturverwaltung will angesichts des Desasters das bereits eingestellte Geld für die Poetry Night vor dem BLMK nutzen und zumindest dieses Teilstück des Lesefestivals retten.

Das Potsdamer Literaturfest übrigens erhält seit Jahren Fördergelder von ca. € 250.000, heißt es aus gut unterrichteten Quellen.

 

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