Editorial Oktober 2022

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Derzeit vermisse ich die Schlagzeilen: Es ist endlich wieder genug Wasser da. Juhu, es regnet Wassereimer voll, die Speicher haben
sich gefüllt – wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Mit Temperaturen oberhalb der 20 Grad? Alle aus dem Mediterranen eingewanderten
Tiere frieren sich derzeit dermaßen den Stachel ab, dass sie unseren Breitengraden den Rücken kehren und frierend wieder sehnsüchtig
gen Süden strömen. Die Nosferatu-Spinne zum Beispiel, die sieht schon so schlimm aus. Endlich haben wir wieder unsere eigenen Fliegen,
Bienen und die anderen Krabbeltiere, denen wir seit vielen Jahren aus dem Wege gehen – außer, wenn wir Pilze sammelnd durch die
Wälder streifen, natürlich. Im just vergangenen Sommer gab es für mich nur zwei längere Zeit davor geplante open-air-Veranstaltungen, eine
eher familiäre und eine öffentliche, die beide Ende August stattfinden sollten. An beiden Tagen nieselte es nicht nur ein bisschen, sondern
es kachelte regelrecht, bis die Tropfen Blasen schlugen und Blitze die bis dahin dunklen Tage hell erleuchteten. Beide Veranstaltungen wurden,
na was wohl, abgeblasen. Freunde sagten später: „Wir sind mit dem Auto gefahren.“ Klar.
Öko? Logisch.
Kaum schlug der September an Türen und Fenster, schlug uns eine Kälte entgegen, die derzeit nur noch der gesellschaftlichen äquivalent
zu sein scheint. Gleich zweimal hatte der Regen dieser Tage kein Erbarmen und ging mir bei zwei weiteren Ausflügen mit dem Rad durch
bis auf die Knochen. Auch Tage danach fühlte ich mich nass und durchgekühlt. Ich wollte, nachdem ich zu Hause angekommen war, gleich die
Heizung aufdrehen, bis mir mehrere Stimmen zuriefen: Bloß nicht, wer weiß, ob Du das überhaupt bezahlen kannst. Also zündete ich mir einen
Sack voll Teelichter an. Das sah schön aus, machte nicht warm, nahm mir aber den Sauerstoff aus der Luft. Wie man’s macht…
Ach damals, als es noch die goldenen Oktober gab, mit Sonnenschein und bunten Blättern – kann sich daran noch jemand erinnern? Jetzt
kann man aber aus den Regentagen immer noch etwas Positives ziehen: Wird der Ostsee eben schneller voll. Und nicht nur mit Grund-,
sondern auch mit schönem frischen Oberflächenwasser. Dann können wir alle viel eher übern See fahren. Um die Photovoltaik-Anlage
herum und an den Windradfeldern vorbei – mitten in die Natur hinein.
Ich freue mich schon auf das touristische Kleinod, wie geht es Ihnen?

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