Wir tauchen ein in die arabische Welt und sammeln unsere erste Hostelerfahrung auf der Reise. Vorab verbringen wir noch eine gute Zeit auf der Südseite der Insel Zyperns, erklimmen den Mount Olympus und treffen endlich die Familie wieder. Die Details hierzu erfahrt ihr im folgendem Beitrag.
In Paphos angekommen und mit einem Hotelzimmer für die Nacht im Kopf, warteten wir eigentlich nur auf den Check-in, um dem kommenden Sturm aus dem Weg zu gehen. So „schlenderten“ wir an der Küste und in der Altstadt entlang. Weihnachten stand auch hier vor der Tür, weshalb schon festlich geschmückt wurde – bei schnuckeligen 24°C. In der Stadt wurden wir oft angesprochen und einmal sogar auf einen Cappuccino eingeladen – Dankeschön Gertrud und Holger.
Danach ging’s noch zu einer Immobilienbesichtigung mit Meerblick 😉 und von dort schnell ab ins Hotel, von wo aus wir dem starken Regen, Gewitter und Wind lauschten. Es fühlte sich gut an dem Sturm zu entfliehen, wurden wir am Vormittag noch dafür belächelt der Wettervorhersage hier zu vertrauen.
Nach 2 Nächten waren wir und das Wetter wieder bereit. Mit jeweils einem Hotelcocktail in der Blutbahn machten wir uns auf, um den höchsten Berg der Insel zu erklimmen. Eigentlich wollten wir die Insel an der Küste umrunden. Da wir aber noch zu viel Zeit hatten, ging es also auf den Mount Olympus – auf knapp 2000m.
Hochmotiviert – zumindest die Hälfte von uns – rollten wir auf unseren Rädern aus der Stadt heraus und bahnten uns einen Weg ins Troodos Gebirge. Zu erst ging es, fehlgeleitet, direkt in eine militärische Sperrzone. Hier wollten wir nicht bleiben. Vor allem die Schilder erzeugten nicht gerade ein Gefühl des Wilkommenseins in uns. Die Sonne war allerdings schon wieder fast untergegangen, weshalb wir uns dazu entschieden unser Zelt neben einer der, vermutlich militärisch genutzten, Hütten aufzuschlagen.
Am nächsten Morgen ging es dann zunächst wieder zurück zur Küste, nach Paphos. Wir hatten unser Messer im Hotel vergessen. Alle Kilometer und Höhenmeter vom Vortag waren somit für die Katz. Ouch. Immerhin konnten wir beim nächsten Anlauf die Sperrzone umfahren.
Unser weiterer Weg nach Oben war gekennzeichnet von steilen Anstiegen, die zum Teil nur durch das Schieben und der „Zu-Zweit-Schiebe-Technik“ gemeistert werden konnte. Dazu kamen niedliche Katzen, hilfsbereite Menschen und viel Jagdlärm. Bei einer Begegnung mit Jägern früh morgens an unserem Zelt stand nun die Frage im Raum, wer „illegaler“ handelt (soweit es dafür eine Steigerung gibt). Wir Wildcamper oder die Jagenden, die die zahlreichen Verbotsschilder ignorierten. Ein gedanklicher Handschlag befreite uns hier vom Denunziantentum.
Oben angekommen – konnten wir es fast nicht glauben: wir hatten nach 4 Tagen Aufstieg pur tatsächlich den höchsten Berg Zyperns erklommen. Deshalb gönnten wir uns, als kleinen Triumph, ein leckeres Mittagessen. Dieses war Goldwert. So konnten wir uns auch nochmal aufwärmen, bevor wir wenige Kilometer später fröstelnd in unseren Schlafsäcken auf knapp 1800m verschwanden. In der Nacht besuchte uns Väterchen Frost das erste Mal (und hoffentlich auch zum letzten Mal) und sorgte für eine kleine Eisschicht an unserem Zelt.
Die anschließende Abfahrt in Richtung des östlichsten Punktes der Republik Zypern war ein absoluter Traum. 25 Kilometer bester und autofreier Asphalt. So entluden sich quasi 4 Tage Aufstieg in 2 Stunden Abfahrt. Das Verhältnis trifft leider nicht ganz unseren Geschmack, sorgte aber dafür, dass wir dem aufziehenden nasskalten Wetter im Gebirge schnell entfliehen könnten.
Allerdings war für das Flachland auch mal wieder Sturm angesagt. Durch unsere Erfahrung in Ungarn sehen wir hier zu, uns mindestens einen Unterstand zu organisieren. Wir fuhren also eine kleine Kapelle an und würden direkt fündig. Trinkwasser, Bänke, einen Unterstand und Unmengen von Katzen, die nur darauf warteten gestreichelt zu werden.
Während Justin in der Nacht seelenruhig und müde vom vielen streicheln schlief, bekam ich kein Auge zu, da der Sturm mit Windböen um die 50-60 km/h die leichte Stangenkonstruktion testete. Als das eigentliche Gewitter näher kam, nutzten wir unseren Standortfaktor und tauschten das Zelt gegen den Unterstand.
So wie sich der Wind in der Nacht als Feind darstellte, erwies er sich am nächsten Morgen als freundlicher Helfer und wir erreichten unser Ziel Protaras schneller als gedacht.
Durch die gewonnene Zeit, konnten wir auch die Stadt noch ein wenig erkunden. Viele Läden hatten allerdings nicht mehr geöffnet, da der Ort in der Nebensaison quasi die Bordsteine hochfuhr. Selbst der Mc’Donalds war geschlossen.
Für uns ist das allerdings kein Problem, denn wir interessieren uns sowieso eher für die Sehenswürdigkeiten, die das ganze Jahr über geöffnet sind – sprich: Landschaft, Leute, Lebensmittel. So führte uns unser Weg am nächsten Tag erst zum Cape Greco, dem östlichsten Teil der Südseite, wo wir von zwei Rennradfahrern angesprochen wurden und dann später zu den Sea Caves. Martina und Ralph waren so begeistert von unserer Reise, dass die Zeit nicht genügte, um ihre und unsere Fragen zu beantworten. Das Interesse füreinander war auf beiden Seiten so groß, dass wir uns kurzerhand zum Frühstück in ihrem Hotel in Agia Napa verabredeten. Noch nie haben wir auf unserer Reise so gut zum Frühstück essen dürfen. Dankeschön!
Glücklich waren wir dann auch, als wir uns von Agia Napa auf den Weg nach Larnaka machten, denn wir waren mit der Familie verabredet. Bereits vor dem Aufeinandertreffen hatte ich mehrfach Tränen in den Augen, da ich mich so sehr freute und dann gab es ja auch noch einen Grund mehr zur Freude, da wir einen runden Geburtstag zusammen feiern konnten. Selbstverständlich ließ ich mir dafür etwas einfallen und bestellte im voraus eine Torte zu diesem Anlass. Wegen der Sprachbarriere (ich spreche kein griechisch und die Ladenbesitzer waren nicht ganz sicher in der englischen Sprache) war aber bis zuletzt nicht klar, ob die Torte am entsprechendem Datum abholbereit war. Glücklicherweise hat alles geklappt und ich war direkt von der traditionellen Bäckerei und Konditorei begeistert. So viele kleine und große Leckereien, die definitiv liebevoll hergestellt wurden. Ein Traum!
Nachdem wir unseren Aufenthalt im Hotel mit der Familie ausgiebig genossen hatten, legten Justin und ich noch einen Zwischenstopp beim Salzsee in Larnaka ein, bevor wir uns ganz der Vorbereitung für den Flug widmeten.
Wir hatten uns zwar bereits im voraus zwei Fahrradkartons zur Abholung reserviert, doch mussten wir diese ja auch noch irgendwie erst zum geteilten Airbnb und dann auch noch samt der Fahrräder, unserer vielen Taschen sowie Füllmaterial zum Flughafen transportieren. Das war ein Akt!
Apropos Airbnb: in der geteilten Wohnung trafen innerhalb unseres Aufenthaltes einfach fünf verschiedene Nationen (inklusive uns, als Vertreter für Deutschland) aufeinander. Das war echt spannend und cool, denn einerseits hatte jeder sein eigenes Zimmer, gleichzeitig gab es aber auch geteilte Räume, wo man dann automatisch aufeinander traf. So haben wir schließlich am letzten Abend auf Zypern Karten, Wein und Wodka mit einem polnischen Paar und 2 Georgierinnen geteilt und diesen gemütlich ausklingen lassen.
Noch ein wenig verschlafen saßen wir dann aber am nächsten Tag im Flieger über Nacht nach Abu Dhabi. Mit jeweils um die 1h Schlaf, packten wir die Fahrräder aus, schraubten sie zusammen, redeten mit anderen Reisenden sowie neugierigem Flughafenpersonal und fuhren auf breiten Straßen und Fahrradwegen in die Hauptstadt der vereinigten Arabischen Emirate.
Unser erster Hostelaufenthalt im 10-Bett-Schlafsaal auf der Reise entpuppte sich schließlich dann doch als angenehm und wir konnten sogar ein paar Ausflüge in Abu Dhabi angehen. Dazu erfahrt ihr dann im nächsten Beitrag mehr.
Wadaan – Auf Wiedersehen!