Fürst Pückler war nicht nur Landschaftsgärtner, er war der Dandy unter den Dandies, Casanova, Demokrat, Globetrotter, Schriftsteller und obgleich auch ein Melancholikus, war er auch ein Lebemann vor dem Herrn.

Fürst Hermann von Pückler-Muskau, Fotografie Atelier Loescher & Petsch, 1862 ©SFPM Foto: Codiarts

Fürst Hermann von Pückler-Muskau, Fotografie Atelier Loescher & Petsch, 1862 ©SFPM Foto: Codiarts

Bisher konnte man im Branitzer Schloss vor allem die historischen Räumlichkeiten besichtigen. Sei es das Musikzimmer mit dem Mahagoni-Flügel, auf dem schon Mendelsohn Bartholdy oder Clara Schumann gespielt haben, die eindrucksvolle Bibliothek, die noch mit den originalen Büchern bestückt ist, oder die reich gedeckte Tafel im Speisezimmer. Daneben gab und gibt es noch zahlreiche Kunstwerke der Ahnengalerie zu bestaunen und vor dem Schloss natürlich den beeindruckenden, von Pückler angelegten, Park. Bisher konnte man also erleben, wie der ungewöhnliche Fürst gelebt hat, aber nur wenig darüber, wer er eigentlich war. Dies wird sich, mit der neuen Dauerausstellung, erfreulicherweise ändern. Man wird sehr viel mehr über diesen faszinierenden Charakter lernen. Zum Beispiel wird man dank moderner Technik besondere Einblicke in seine Tafelkultur erhaschen. Der Adelige, oder auch Lou, wie ihn seine 1. Frau mit Vorliebe nannte, hat nicht nur extravagante Speisen aus aller Welt kredenzt, er hat auch zu wunderlichen Zeiten gespeist. In seiner Hausordnung stand unter Punkt Zwei „Jedermann steht auf, wann es ihm beliebt, und frühstückt, was er will und befiehlt, bequem auf seiner Stube“. Er selber frühstückte teilweise erst um 15 Uhr, weil er es vorzog des Nachts zu arbeiten, und aß, zum Leidwesen mancher Besucher, erst spät zu Abend. Waren Gäste zu Besuch, mussten diese – und das war im Grunde seine einzige Forderung – nur zum Diner um 9 Uhr erscheinen.

Der Fürst lebte stets weit über seinen Verhältnissen. Nur das Beste war ihm gut genug. Seine Diener sollten Galalivrees tragen und zum Abendessen wurde natürlich das feinste Tafelsilber aufgetischt. Die Silberkammer wird im übrigen auch wieder für die Besucher freigegeben.

Pückler liebte das Reisen, und zumeist reiste er nicht alleine mit einem Köfferchen, sondern eher mit einer Karawane. Seine Reisen waren also kostspielig. Zusätzlich hatte er eine Vorliebe für das Kartenspielen, wodurch er schon in jungen Jahren einen Schuldenberg anhäufte. Vater und Mutter zeigten sich nicht besonders glücklich über das Betragen ihres Jungen. Dennoch schickte Vater Erdmann seinen Hofgerichtsdirektor Hempel, um die Schulden seines Sohnes zu begleichen. Der junge Pückler erkannte seine Chance. Er ließ seine Hauptgläubiger vorstellig werden und Hempel gab ihnen ihr Geld. So dachte er zumindest. In Wirklichkeit handelte es sich bei den Gläubigern um Kumpanen des ausgebufften Fürsten und das Geld wanderte direkt in seine Tasche.

Auch im Alter war er nicht Herr seiner Finanzen. Doch sein Lebensstil musste finanziert werden und da er nun um die dreißig war, wurde es Zeit, sich eine reiche Gattin zu suchen. Eine solche fand er auch mit der 9 Jahre älteren Lucie von Hardenberg. Diese heiratete er, wie er ihr auch mitteilte, nicht etwa der Liebe wegen, sondern wegen des Zasters. Darum wolle er sich auch all seine Freiheiten beibehalten. Damit war seine Vorliebe für die Damenwelt gemeint. Eine seiner Auserkorenen war u. a. auch die Tochter, oder Pflegetocher, man weiß es nicht genau, seiner ehrenwerten Angetrauten. Wider Erwarten wird Lucie jedoch seine engste Vertraute und die beiden wird, bis zuletzt, eine tiefe Freundschaft verbinden. Er und seine Schnucke – so nennt er sie – ließen sich jedoch scheiden. Nicht wegen unüberbrückbarer Differenzen, sondern, wie soll es anders sein, wegen fehlender Moneten. Er soll sich ein neues Weib suchen, eine, die eine stolze Mitgift in die Ehe bringt und mit dieser und seiner Lucie zusammen im Schloss Muskau leben. Er schreibt Lucie Briefe von all seinen Reisen, auch aus England, wo er auf Brautschau ist. Aus diesen Briefen entsteht sein erstes literarisches Meisterwerk „Briefe eines Verstorbenen“, das zum Beststeller und selbst von Goethe hoch gelobt wird.

Empfangszimmer Schloss Branitz, ©SFPM Foto: Codiarts

Empfangszimmer Schloss Branitz, ©SFPM Foto: Codiarts

Leider brachte er aus England keine neue Gattin mit, sondern ein gebrochenes Herz. Dort begann er nämlich ein Tête-à-Tête mit der Sängerin Henriette Sontag. Er machte ihr einen Antrag, der aber leider abgelehnt wurde. Dennoch steht eine Büste dieser besonderen Verflossenen im Park Branitz.

Er geht weiterhin auf Reisen und ist nach wie vor ein Schwerenöter. Zwei versuchen sich das Leben zu nehmen. Eine davon ist eine Sklavin, Machbuba, die er sich auf seinen Afrikareisen erstanden hatte. Sie soll jedoch eine freie Frau sein und auch an sie verliert er sein Herz. Zusammen mit ihr und seiner Exfrau, will er sein Leben verbringen, doch Machbuba verstirbt an Tuberkulose.

Das Geld geht allmählich zu Neige und Muskau wird verkauft. Pücklers Reise geht nun endlich nach Branitz. Freilich wird es auch hier nicht stiller, um den Fürsten, und das bunte Treiben geht weiter.

Wie es mit ihm und seiner Schnucke weitergeht und wer so alles zu Gast bei dem ausgefallenen Adeligen war, kann man u. A. bei der neuen Ausstellung erfahren. Bei dieser gibt es auch ein Bild seines Schwiegervaters Karl August Fürst von Hardenberg zu bestaunen, dass sich im Billardzimmer befinden wird. Auch über ihn gibt es die ein oder andere lustige Anekdote. Der Gute hat seine Tochter Lucie nämlich enterbt und konnte ihrem Angetrauten nur wenig Wohlwollen entgegenbringen. Warum eigentlich?

In der neuen Dauerausstellung wird es vieles zu entdecken und bestaunen geben. Sie läuft ab 26. Mai und jeder, der mehr über den den abenteuerlustigen Fürst erfahren will, sollte diese unbedingt besuchen.

 

Lena Bange

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