Filmfestival-Reporter Henning Rabe berichtet vom 28. FFC

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Cottbus, Dienstag, 6. 11.

Das 28. Filmfestival Cottbus beginnt mit einem wummernden Paukenschlag, der das Staatstheater in seinen Grundfesten erschüttert. Es ist der fulminante Einstieg der Trommelgruppe „Weberknechte“, die zu elft ihr vielfelliges Schlagwerk bearbeiten und damit gleich mitzureißen wissen. Eine gute Idee, ein Percussion-Ensemble einzuladen.

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Zu den animierenden Rhythmen in gehöriger Lautstarke kommt noch, dass die Teenager aus Finsterwalde auch noch verschiedene Choreografien ausführen und um ihre Instrumente und umeinander kreisen, was dem Auge dann ebenfalls Nahrung bietet.
Durch die Eröffnungsgala führte Britta Steffenhagen. Sie war zwar spritzig, wirkte dabei aber oft fahrig, flatterhaft, manchmal auch nur überkandidelt. Für meine Begriffe hätte eine genauere Vorbereitung ihr und dem Publikum einige Improvisationslängen erspart. Man darf allerdings auch nicht verschweigen, dass ihre häufigen Vergaloppierer ihr auch einige Lacher im Saal einbrachten und die Stimmung lockerten.
Nach siebzig Minuten, die mir nicht zu lang erschienen, dann der polnische Eröffnungsfilm. „Cold War – Breitengrad der Liebe“ von Pawel Pawlikowski. Eines muss zu allererst gesagt werden: Der Film ist von Kameramann Lukasz Zal umwerfend fotografiert worden. Das oft unterbeleuchtete Schwarz-Weiß des Films suggeriert eine nostalgische Gelbstimmung und katapultiert den Betrachter so prompt in die Zeit der Handlung – die späten Vierziger Jahre.
6nov3_Ein Komponist will ein folkloristisches Gesangs-Ensemble gründen und begibt sich auf dem Lande auf die Suche nach geeigneten Sängerinnen. Bei einer Kandidatin interessiert ihn mehr als die Stimme … Eine Beziehung entwickelt sich, die sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu einer tragischen und geradezu monumentalen Liebe entwickeln wird.
Hierbei geht das Skript so vor, dass nicht alles zu Ende auserzählt und dramatisiert wird, vielmehr wird es dem Zuschauer überlassen, zwei und zwei zusammenzuzählen und die Dimension der Gefühle der Protagonisten zu ermessen. Dadurch, und auch weil der Film recht rasch durch die Zeiten (und von System zu System) tanzt, bekommt er etwas ungemein Leichtfüßiges, vielleicht mitunter Glattes.
IMG_5613Darin liegt aber auch seine Qualität! Es gibt unzählige Sequenzen, aus denen andere Regisseure ein schwerfällig drückendes Drama gebaut hätten. Es beginnt damit, dass die Sängerin nur auf Bewährung auf freiem Fuß ist, dann, dass politische Einflussnahme auf das Ensemble-Repertoire genommen wird (das nur im ersten Akt) usw. usf. Doch wird die Tragödie immer nur lakonisch angerissen, um in einer Schwarzblende einem neuen, mitunter auch hoffnungsvollen Geschehen Platz zu machen. ‚Mitunter’ schreibe ich hier, weil ich zuweilen auch dachte, wie einfach es das Paar in „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ von Garcia Marquez gehabt hätte.
Am Ende sind die Schwarz-Weiß-Bilder hell und deutlich geworden, das Beengende ist verschwunden. Gibt es nach allem ein Happy End? … Eines macht den Film auch noch besonders: Die vom ersten Volkslied bis zu den Goldberg-Variationen am Ende einfach wundervolle Musik.

Henning Rabe

#hermann_FFC28

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