Auf einem Segelboot auf hoher See und auf der Insel Christians Oe aufgenommen, erzählt das Hörspiel „Den Himmel malen“ nicht allzu ferne Geschichte. Sie beruht auf den Stasi-Akten des Malers Hans Scheuerecker. Hörspiel und bei den Aufnahmen entstandene Dokumentarfilm werden am 1. April in der Kammerbühne uraufgeführt. Wir sprachen mit Autor und Regisseur Kai-Uwe Kohlschmidt – den wir auch als Frontmann der Band Sandow kennen.
Mauerfall und Stasi-Geschichte sind zeitlich mehr als 25 Jahre entfernt, warum kommt die Geschichte jetzt?
Um Mauerfall und Stasi handelt das Hörspiel eher nicht. Wir erfahren in dem Stück viel mehr etwas von dem wechselhaften Leben des Malers Max Scharnegger, seinen Konflikten mit der Staatsmacht, dem Kunstmarkt und der Boheme, aber auch von seiner Vision der Malerei und seinem exzentrischen Beharren. Dass sein letzter Mäzen Hannes L., ein früherer MfS-Mann war, bringt die Sache erst in Schwung. Durch ihn erfahren wir viel von der anderen Seite der Realität, die Macht des Systemischen. Osten wie Westen. Etwas Abstand ist beim Schreiben von Vorteil. Die emotionale Verquickung behindert einen oft, die Dinge in ihrer Komplexität zu betrachten. Was auch immer die DDR war, vor 25 Jahren war ich noch zu sehr Bestandteil, um über sie etwas Sinnvolles schreiben zu können.
Was ist das Brisante an der Geschichte?
Im Grunde ist die Konstellation nur in einer kleineren Stadt wie Cottbus denkbar, wo alle mit allen zu tun hatten. Aus den MfS-Akten von Hans Scheuerecker kann man das recht gut herauslesen. Zwar ist „Den Himmel malen“ Fiktion. Das heißt, die Figuren und Handlung sind frei erfunden. Dennoch beruhen sie auf allerlei Erlebtem und natürlich auf dem, was ich in den Akten lesen konnte. Ich habe nun seit fast 30 Jahren viele Abende und Nächte bei Hans Scheuerecker in Küche und Atelier verbracht. Wir haben auch viel miteinander gearbeitet. Das Leben eines Malerfürsten kenne ich von innen.
Warum habt ihr ein Segelboot und die See als Aufnahmeort benutzt?
Die Geschichte spielt fast ausschließlich auf einer Segelyacht, ein Kammerspiel auf hoher See. Wir wollten das so authentisch wie möglich produzieren. Wir sind in zwei Wochen bis Gotland und zurück gesegelt.
Was hat Hans dazu gesagt, als du das Hörspiel vorbereitet hast?
Ich sah die Ordner bei ihm liegen. Ich fragte, ob ich da mal reinschauen könne. Er gab mir die Akten und sagte, das meiste ist unerträglich öde. Damit hatte er recht. Dennoch war das Ganze schon monströs. Das Werk von 70 Autoren. Boshaft, missgünstig und akribisch. Ich fand, es wäre ein Versuch wert. Als ich Hans fragte, lachte er und sagte: nur zu.
Interview: Robert Gordon
Hintergrund:
Hörspiel und Film werden in Anwesenheit des Teams und der Crew uraufgeführt. Im Kammerbühnenfoyer sind eine Performance der Künstler mit Texten von Hans Scheuerecker zu sehen, dazu Malerei von Hans Scheuerecker und Peter Adler.
Termin:
01.04, 19.30 Uhr, Kammerbühne des Staatstheaters