Le Piccolo Reportage N°1 – Workshops

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„Frau Zacke hat ja zwei verschiedene Socken an!“ Die Kinder der Klasse 3a der Kolumbus-GS sind begeistert. Ob die junge Lehrerin das extra gemacht hat, bleibt ungeklärt. Die Stimmung der 19 Kids ist auf jeden Fall bestens, als sich Romy Brand vorstellt. Die Theater- und Sozialpädagogin ist im Piccolo-Theater mit der Theaterpädagogin Hannelore Schaaf verantwortlich für den Bereich Workshops. Für diese lebendige Klasse soll es um die Eigenwahrnehmung im Konfliktverhalten gehen. Dafür suchte die Lehrerin den Kontakt. Die beiden Pädagogen haben analysiert, ein Konzept besprochen und nun gibt es erweiterten Sachunterricht auf neutralem Terrain.

Romy Brand lotst die Kinder mit gleichbleibend ruhiger, aber bestimmter Stimme durch die Themen. Sofort ist die nötige Vertrauensbasis hergestellt. Sie spricht über das Piccolo und vergibt die erste Teamaufgabe. „Ok, gut gemacht“, sie lobt viel, gibt Feedback. Im nächsten Block wird es aktiv. Mit verschiedenen Spielen lockern sich die Kinder auf, wechseln Positionen, das Tempo und die Rollen. Dazu klare Regeln: keiner rennt und es redet nur einer. Diese 3a hat viel Energie, doch Romy bleibt cool. Spannend ist das Spiel „Mister X“. Dabei geht es um höchste Konzentration, Ruhe, Zuhören. Es ist zu merken, dass den Kids diese Dinge nicht ganz so leicht fallen. Längst fühlt sie, dass das Vertrauen in dieser Klasse erst am Wachsen ist. „Fotograf und Kamera“ ist eine Übung, bei der einer den anderen führt, dessen Augen geschlossen sind. Viele Jahre Erfahrung lassen Romy Brand sicher spüren, wann sie flexibel reagieren muss, damit die Stimmung nicht kippt.

Auch nach einer Stunde sind die Kids noch gut dabei. Zeit für den nächsten Schritt. Es kommt zur Annäherung, erst paarweise, am Ende „verbindet“ sich der Einzelne zur Klassen-Kette. Aber ob die Gruppe als Team funktionieren wird, muss sich noch beweisen, denn das Beste zum Schluss: Titanic!

Aufgabe 1: man stelle eine Zweierreihe mit Stühlen, Punkt 2: jeder nimmt seinen Stuhl, verteilt sich im Raum, stellt sich obenauf und darf nun nicht mehr den Boden betreten (sonst: ertrunken), Punkt 3: es gilt, die Zweierreihe aus Punkt 1 wiederherzustellen. Es geht um Kombinations- und Kommunikationsfähigkeiten, um Zusammenarbeit und ein gemeinsames Ziel.

Während des Workshops musste Christin Zacke am Rande sitzen bleiben. Immer wieder schüttelt sie den Kopf, muss lächeln, ist sprachlos: „Es ist einfach nur toll. Ich habe die Kinder so anders erlebt, konnte meine Klasse neu kennenlernen. Jetzt habe ich gleich Ideen, wo ich in Zukunft ansetzen kann.“ Mit dem Resultat ist Romy Brand zufrieden, denn auch alle Kinder geben positives Feedback. Und was hat am meisten Spaß gemacht? Ganz klar: Mister X und die Titanic.

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Wie in der Märzausgabe angekündigt, ist HERMANNs Piccolo Guide die Schauspielerin Maria Schneider. Mit ihr durfte ich diesen Workshop erleben:

Wie viele Workshop-Angebote macht ihr denn?

Es gibt 14 feste Workshop-Themen für Kinder von 3 bis18 Jahren. Diese reichen von ersten Einblicken und Erlernen der Grundlagen des Theater- und Figurenspiels, der Begegnung mit dem Theater selbst bis hin zu komplexen Themen wie Mobbing, Teamplay, Abgrenzung und Findungsfragen in Zeiten der Pubertät und des Erwachsenwerdens. Darüber hinaus erstellen wir Angebote auf Nachfrage und betreuen viele Stücke theaterpädagogisch.

Was genau heißt das?

Unser Ansatz ist ganzheitlich. Wenn wir also an Stücken arbeiten, entwickeln die Theaterpädagoginnen mit den Schauspielern zusammen ein Konzept. Integrierte Nachbesprechungen haben z.B. Stücke wie „Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße“ über Scheidung, „Die Brüder Löwenherz“ über das Sterben oder „Eene, Meene, Muh“, ein Forumtheaterstück zum Thema Mobbing. Die Kinder können dann mit uns, den Schauspielern, über ihre Eindrücke und Gefühle sprechen oder auch ganz praktisch anhand theaterpädagogischer Übungen selbst nochmal in das entsprechende Thema eintauchen und es verarbeiten. Auf Wunsch bieten wir immer auch Vorgespräche an.

Bei deinem nächsten Thema sind Nachbesprechungen sogar zwingend, denn es geht für dich zu „Erste Stunde“ in eine 7. Klasse gemeinsam mit Hauke Grewe.

Mir hat es Spaß gemacht. Danke Maria!

 

 

 

 

 

 

 

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