Kolumne
Dies ist eine Service-Kolumne: Der Sommer ist vorbei. Das muss ich Ihnen in aller Deutlichkeit sagen, denn der Sommer 2017 hatte in etwa die Qualität eines durchzechten Wochenendes in schummrigen Kneipen: hell, dunkel, hell, dunkel. Und schon am Montag fällt es schwer, sich an die vergangenen Tage zu erinnern. Natürlich gab es sie, die typischen Sommermomente. Von oben grillt die Sonne, von unten gart der Beton des Stadthallenvorplatzes die eigenen Waden knusprig braun. Aber diese Momente waren rückblickend doch eher die Ausnahme als die schweißtreibende Regel. Was war da los? Haken dran, weiter geht’s. Freunde hatten kürzlich zum Abgrillen geladen und damit erfahrungsgemäß eigentlich die Abgrillsaison eröffnet, in der oft mehr gegrillt wird als bei schönstem Sonnenschein im Sommer. Es gilt der Satz des Pig-thagoras: Je dicker die Kleidung wird, desto weiter kann der Bauch sich ausdehnen. Ja, diese Kolumne hat auch etwas Autobiografisches. Der Herbst, und darauf läuft die Entwicklung der letzten Wochen unweigerlich hinaus, hält langsam Einzug. Welchen Zweck hat die Strandfigur jetzt also noch? Je kälter es wird, desto öfter lässt sich im Anschluss an den Grillabend ein Phänomen beobachten, das ich liebevoll mit „Idioten, die aufs Feuer starren“ umschreibe. Normalerweise durchaus zurechnungsfähige Menschen sitzen um die Feuerschale und starren apathisch in die Flammen, die ihrerseits in beruhigender Regelmäßigkeit brennende Holzstückchen in die Menge spucken. Während die Augenbrauen dabei langsam an Länge verlieren, kommt der Herbsttyp erst so richtig in Wallung und schmiedet Pläne. Ausgedehnte Spaziergänge unter Kastanien, die ihre Früchte zielsicher auf die weichste Stelle des Kopfes fallen lassen, gehören genauso zum Herbst wie das Umdekorieren in Kaufhalle und Wohnung. Warme Rottöne auf Kissen und Bettdecken, die jährliche Inspektion der Kuscheldecken steht an, und das Sortiment im Supermarkt wird von einem auf den anderen Tag umgestellt. Plötzlich riecht und schmeckt alles nach Zimt und alten Plastikorangen. Selbst das Klopapier! Wer mich kennt, der weiß: Für einen guten Witz unter der Gürtellinie bin ich immer zu haben. Aber selbst mir erschließt sich nicht, welchen Vorteil es bringen sollte, beim Hoseöffnen den Geruch von Spekulatius zu verbreiten. Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Ich bin kein Herbsttyp. Ginge es nach mir, gebe es nur Sommer und Winter, heiß und kalt. Zugegeben, mit Blick auf die Lausitzer Jahreszeiten ist das utopisch. Darüber kann vermutlich nicht einmal Spekulatius ab Anfang September hinweg trösten. Versuchen kann man es ja aber mal…
Sebastian Schiller