hermann-FilmFestival-Reporter Henning Rabe berichtet vom 28. FFC

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10. 11. 18

Das Filmprogramm „Georgian Fresh Shorts“ in der Kammerbühne ist ausverkauft. Und trotz aller Stühle, die noch in den Saal gestellt werden, werden einige nach Hause geschickt. Von den vier kürzeren Filmen möchte ich, wie immer, nur auf die allerbesten eingehen.
„Dinola“ von Mariam Chatschwani: Swanetien im letzten Jahrhundert. Dinolas Vater stirbt. Die noch trauernde Witwe wird, gedeckt von swanetischem Recht, von einem anderen Mann aus der Bergregion gefordert. Geht sie nicht mit ihm, wird es Blut geben. Sie muss ihm folgen und ihr Kind Dinola, so der uralte Brauch, den Großeltern überlassen.

IMG_5752Der Film ist der Großmutter der Regisseurin und allen anderen Kindern gewidmet, die dieses Schicksal erdulden mussten.
„Andro“ nimmt einen Anhalter mit, der ihn nach kurzer Zeit auf das Übelste beschimpft und einen Streit vom Zaun bricht. Die Dinge geraten außer Kontrolle … Interessant erzählt, mit open end.

Ein Langfilm, der unbedingt noch erwähnt werden muss, ist „Leto“ (Sommer), der am Sonntag, 11. 11., noch einmal im „Weltspiegel gezeigt wird. Der Streifen ist eine Hommage an die Underground-Rockband „Kino“, die im Leningrad der frühen Achtziger Jahre am Anfang einer großen Karriere stehen.
Doch der Film ist keine Band-Biografie. Es geht auch um eine Frau zwischen zwei Männern. Und allgemein um ein Zeitbild, eine Periode, in der sich junge Menschen in der Sowjetunion ihre Freiheiten herausnehmen, wo sie sie finden. Die Clique um die Musiker sind Hippies und Punks zugleich, Vagabunden und Bohemiens in einem. Sie verehren David Bowie und T. Rex, Blondie und die Doors, auf rauschhaften Feten und Konzerten leben sie intensiv und selbstvergessen.
Sehr originell sind auch Szenen, bei denen es immer heißt: „Das hat so niemals stattgefunden!“. Natürlich nicht, aber es ist einfach wunderschön, wenn die grauen Passagiere in einem vollen Berufsverkehr-Bus alle zusammen „The Passenger“ von Iggy Pop singen! And I ride and I ride …
Leider muss ich dann schon nach Berlin „riden“. Hätte mir zu gern noch drei, vier Filme am Publikums-Sonntag angetan, um den vollmundigen Kelch bis zur allerletzten Neige auszuschlürfen. Und noch ein wenig die Gastfreundschaft zu genießen! Schade.

Sergej Dworzewoj_IMG_5737Ein allerletztes Wort aber noch zum Preisträger: Dass „Ayka“ von Sergej Dworzewoj die Goldene Lubina gewonnen hat, ist wirklich absolut verdient und eine große Freude. Das atemlose Drama um die junge Kirgisin, die sich im eisigen Winter Moskaus durchschlagen muss, hat zu Recht auch die Jury beeindruckt und begeistert! Ein perfekter Abschluss für ein tolles Festival!

Henning Rabe

#hermann_FFC28

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