hermann und radioeins-Filmkritiker Tom Zisowski berichtet über das 28. FFC

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11. November

Ein Film über den Alltag eines Menschen … „Ein Tag“ … wozu? Das Wort „beeindruckend“ beschreibt in seiner ursprünglichsten Form den Erfahrungsgehalt dieses Filmes besser als jedes andere. Der Alltag eines Menschen, der alles gibt und doch sich selbst und anderen nicht genügt. Anna leidet unter dieser angespannten familiären Situation, die sie sich doch aber einst, was der Zuschauer zumindest ahnt, bereitwillig aussuchte.

Doch jeder Tag zieht vorüber, ohne ihn für sich, seine Freuden, seine Interessen zu nutzen, ohne ihr auch nur die Zeit zu lassen darüber nachzudenken. Diese Figur wird so weit ausgeformt, dass sich diese alle Poren durchdringende Belastung dem Publikum selbst in der Art, wie sie isst und sich bewegt, offenbart. Das Leben zieht an ihr vorüber und das Letzte, was sie erwarten kann, ist Verständnis von ihrem Umfeld, der Gesellschaft (mit Ausnahme der Schwiegermutter). Das Erlebnis der Situation, die viele Zuschauer so nicht erlebt haben und vielleicht auch nie erleben werden, was ein Mensch für einen anderen aushalten und geben muss, schätze ich zutiefst, weshalb der Film meine größte Bewunderung hat.

Die nächsten beiden Filme entsprechen nicht so sehr dem Geist der bisher gezeigten Spielfilme. Schon der Titel, „Müll auf dem Mars“, fasst Gehalt des Films und Ort der Handlung sehr treffend zusammen. Hat man jedoch die Hoffnung auf einen Sinn (die auf guten Humor kann man begraben) nicht aufgegeben, so wird sie in den Momenten, wo der Roboter im Hintergrund philosophiert, belohnt. Denn nur auf diese Weise bekommen alle noch so bescheuerten oder ernsten, jedoch meist kleingeistigen Überlegungen eine besondere Dimension im Kontrast zu den höchsten intellektuellen Errungenschaften der Menschheit, die großen Zusammenhänge schweben förmlich über den Köpfen der Darsteller. Vielleicht habe ich auch die Tiefe des Films „Das Jahr des Affen“ einfach nicht durchschaut…ich bin mir sogar sicher, ihn nicht richtig verstanden zu haben, denn die einzige Form des angekündigten „schwarzen Humores“ war, dass sich alle Welt ob der politischen Zugehörigkeit eines Affen in die Haare kriegt.

Der letzte Film des Tages – und für mich des Festivals – war „Ayka“. Viel habe ich da nicht zu schreiben … Schmerz und Leid … und noch Stunden danach ein schlechtes Gefühl sind die Quintessenz dieses wirklich großartigen Films.

Tom Zisowski

 

#hermann_FFC28

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