„Ich komme aus Las Vegas“ – Evan Christ über Orchester + Konzertprogramm

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Auch das Konzertprogramm der neuen Spielzeit des Staatstheaters Cottbus weist viele Höhepunkte auf. Das Philharmonische Orchester wird seine Besucher und Zuhörer mit einem farbigen, wohlklingenden Spektrum aus Klassik und Moderne erfreuen. Da ist sich Generalmusikdirektor (GMD) Evan Christ sicher. Im Gespräch mit HERMANN vermittelt er ein paar Einblicke.

„Ich komme aus Las Vegas“, sagt der Amerikaner und schmunzelt gut wissend, was die Cottbuser lieben. Schließlich leitet er das Orchester seit acht Jahren und geht in seine neunte Spielzeit. „Amerikanische Musik ist mit ihrem hellen Klang big-band-geprägt, und die Globalisierung macht, dass sich der Sound großer Orchester weltweit angleicht“, sagt Christ und fährt fort: „Da genieße ich geradezu den urdeutschen Sound, durch den sich unser Orchester auszeichnet.“

Dieser Sound kann sich erneut bewähren, wenn am 16. und 18.09. Anton Bruckners 8. Sinfonie auf dem Programm steht. Evan Christ: „Ich habe einen Riesenrespekt vor Bruckner. Diese Fülle, diese Meisterschaft bei Streichern und Bläsern! Das ist ein eigener Kosmos, in den er uns einlädt.“

Bei Schostakowitschs 5. Sinfonie, die zusammen mit Werken von Ljadow und Prokofjew am 21. und 23.10. erklingt, gerät Christ wieder ins Schwärmen. „Eines meiner Lieblingsstücke. Ich habe es mit Leonard Bernstein am Pult erlebt. Ja, die Cottbuser wollen vor allem frohe Musik, aber wir werden ihnen auch den Schwermut der russischen Seele nahebringen.“

Sergej Rachmaninow, mit der 2. Sinfonie im 3. Konzert (18. und 20.11.), „ist für mich wie Filmmusik, ganz großes Kino, eine jugendliche, freundliche Tonsprache. Die Popmusik nahm bei ihm Anleihen auf.“

Robert Schumanns „Manfred“- Ouvertüre und 2. Sinfonie werden im 4. Konzert (27. und 29.01.2017) von zwei Saxophonstücken (Komponisten: Jacques Ibert und Erwin Schulhoff; Solist: Joonatan Rautiola, Finnland) begleitet. Auch wenn Schumann nie etwas für Saxophon geschrieben hat, verblüfft Evan Christ mit der Formel: „Schumann ist ein Jazzer.“

Es gibt übrigens in diesem Jahr nur zwei Uraufführungen, die eine im 5., die andere im 8. Konzert. Ihre Komponisten sind Bernd Franke und Evan Christ („Ich fühle mich deshalb nicht als Komponist, aber die Sache hat Spaß gemacht.“). In einer Tradition, die auf Johann Sebastian Bach fußt, schufen sie das Brandenburgische Doppelkonzert 1 und 2, beide mit Solisten und Orchester. Grundidee: „Miteinander musizieren spiegelt miteinander leben wider. Harmonie ist machbar.“ Messiaen und Gustav Mahlers 5. Sinfonie ergänzen diese beiden Konzertabende (24. und 26.02. sowie 09. und 11.06.2017).

Am 24. und 26.03.2017 löst der „Mann aus Las Vegas“ ein Versprechen ein. „Ich habe unseren Abonnenten zu wissen gegeben, dass es in jedem Konzertjahr einen Wiener Abend geben wird. Wir spielen die Sinfonien 36 und 39 von Mozart und das 1. Hornkonzert von Richard Strauss. Dirigent ist Sebastian Tewinkel, der Solist Felix Klieser, ein hervorragender Hornist ohne Arme. Die Sinfonien waren seit Jahren nicht im Programm.“

Das 7. Philharmonische Konzert (12. und 14.05.2017) „gehört“ dem 1. Kapellmeister Ivo Hentschel. Er hat sich für das Klavierkonzert Nr. 2 von Johannes Brahms den Pianisten Matthias Kirschnereit eingeladen. Außerdem dirigiert er Paul Hindemiths Sinfonie „Mathis der Maler“. Evan Christ: „Hindemith hatte eine schlechte Presse, galt lange als altmodisch. Dabei ist er so was von witzig und voller Fantasie und seine Instrumentierung fast genial.“
Ja, „ ich komme aus Las Vegas“ ist ein Versprechen für ein großes Konzertjahr.

Klaus Wilke

Foto: GMD Evan Christ: „Ich komme aus Las Vegas“
(© Marlies Kross)

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