Haben Sie sich schon Gedanken über den Sommerurlaub gemacht? Früher war zwar nicht alles besser, vieles war aber einfacher. Bei der Urlaubsplanung hatten die Generationen vor uns nur wenige Optionen. Schwielochsee, Städtereise nach Prag oder vielleicht sogar Balaton? Von meinen Eltern kenne ich den Spruch „Urlaub auf Balkonien“. Der kommt sicher nicht von ungefähr. Heute haben wir zwar wesentlich mehr Möglichkeiten und Auswahl, vorausgesetzt Urlaubsplanung und Kontostand liegen im Einklang.

Die Probleme sind heute aber ganz andere. Die Türkei zum Beispiel ist politisch instabil und sieht Journalisten lieber hinter Gittern als am Strand. Sollte man so ein Land wirklich besuchen? In Griechenland schwimmen an den Küsten mittlerweile mehr Leichen ertrunkener Flüchtlinge als bleiche Briten. Sowas drückt natürlich das Urlaubsfeeling. Ungarn und Polen setzen zunehmend größere Haufen auf die Grundwerte einer freien Gesellschaft, von Italien und Österreich ganz zu schweigen. Und Frankreich? Gerade bei einigen älteren Semestern gilt noch immer: Dahin fahre ich, wenn dann nur auf Ketten.

Glücklicherweise ändert sich unsere Ausgangslage gerade. Die Lausitz wird auf kurz oder lang zur Steppe mit dazugehörigen Temperaturen im südspanischen Hauptsaison-Bereich. Da sind sich Hobbymeteorologen und Menschen, die man im Fernsehen mit der vielsagenden Bauchbinde „Experte“ versehen würde, sicher. Man kann der aktuellen Generation von Entscheidern nicht oft vorwerfen, vorausschauend zu denken. Aber beim Cottbuser Ostsee ziehe ich ehrfurchtsvoll meinen Hut. Folgende Vision: In 30 Jahren wandern wir unter Olivenbäumen, während ein leichter Wind unsere völlig überhitzten Körper kühlt. In der Ryu-All-Inclusive-Tropical-Beach-Hotelanlage hatte man uns noch gewarnt, nicht während der Mittagsstunden raus zu gehen. Den einzigen Schatten am Rande des Ostsees spenden ein paar Palmen. Klingt das nicht hervorragend? Cottbus à la Playa statt Palma de Mallorca. Sogar das Eimersaufen wäre gesichert. Wussten Sie, dass Südbrandenburg in Teilen jetzt schon bessere Bedingungen für den Weinanbau bietet als viele traditionelle Weingebiete im Westen Deutschlands? Alles was uns noch fehlt, sind die Berge. Vielleicht könnte unser regionales Bergbauunternehmen das im Blick behalten, wenn Proschim, Kuckum und Pöldelwitz abgebaggert werden? Wie es sich wohl anfühlen wird dort im seichten Wasser zu liegen, wo andere alles verloren haben? Ich komme schonwieder vom Thema ab. Nicht mehr lange und wir können voller Stolz behaupten: Zu Hause ist es doch am schönsten. Urlaub auf Balkonien eben.

 

Sebastian Schiller

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