Ein Forum für Themen zur Zeit will eine neue Veranstaltungsreihe bieten, die am 7. Februar (19 Uhr) im Kunstmuseum dkw Cottbus startet. „Literatur & Debatte“ stellt in jeder Folge ein belletristisches Werk, Roman, Erzählung oder auch ein Drama vor, an dessen Thema und Gestaltung sich Diskussionen entzünden können. Zielgruppe sind literarisch Interessierte, die den Austausch von Meinungen über gesellschaftliche und politische Angelegenheiten suchen. Bücher aus unterschiedlichen Epochen, die einen Bezug zu aktuellen Ereignissen und Entwicklungstendenzen haben, werden von verschiedenen Künstlern zum Teil szenisch gelesen und gestaltet. Nach der Lesung sind die Besucher zu offenen Diskussionsrunden eingeladen.
„Erfinder” der Reihe sind die Regisseurin und Schauspielerin Anja Panse und der Journalist Thomas Klatt. Inspiration dafür erfuhren sie im dkw bei einer Lesung zu Arbeiten über den spanischen Bürgerkrieg. Anja Panse: „An dem Abend wurde eine rege Diskussion entfacht, die zeigte, welch großer Gesprächsbedarf zu gesellschaftlich wichtigen Themen besteht. Wissensdurst zielte darauf, Hintergründe, Zusammenhänge und Folgeerscheinungen zu erkennen.”
In der ersten Veranstaltung steht das Theaterstück „Marat/de Sade” von Peter Weiss im Mittelpunkt, der vor wenigen Wochen 100 Jahre alt geworden wäre. Aus dem Gespräch mit Anja Panse geht hervor, dass sie – neben solchen großen Rollen wie die Elisabeth in „Maria Stuart“, Wedekinds Lulu und Mrs. Peachum in der „Dreigroschenoper“ – auch Charlotte Corday, die Mörderin Marats, gespielt habe. „1999 in einer Schwimmhalle. Was für eine wunderbare Assoziation, starb Marat doch in der Badewanne.“
Aber nicht um diese neckische Äußerlichkeit und nette eigene Erinnerung geht es der Künstlerin. „Was an der Konfrontation von Marat und de Sade interessiert, ist der Konflikt zwischen einem bis zum Äußersten gelebten Individualismus und der Vision einer gesellschaftlichen Umwälzung, wie sie die Französische Revolution bewirkte. Was Weiss spielen lässt, eröffnet neue Sichten auf heutige Verhältnisse.“
Mit von der (Lese-)Partie in der ersten Veranstaltung ist die Berliner Schauspielerin Friederike Pöschel, mit der Anja Panse schon mehrere unterschiedliche Theaterprojekte gestaltet hat. Anja Panse informiert über die Termine weiterer Lesungen: 11. April, 6. Juni, 5. September, 7. November. Dann nennt sie Romane, die zwei dieser Veranstaltungen das Gepräge geben werden: „Unterwerfung” von Michel Houellebecq und „Mein Leutnant” von Daniil Granin.
Klaus Wilke
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