Mein Bücherbord im April

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Wenn der Präsidement an das Mikrofon tritt

Dass Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden ist, stärkt den Ruf der USA als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten”. Der Journalist Michael Wolff hat in seinem Buch „Feuer und Zorn. Im Weißen Haus von Donald Trump” (Rowohlt, 19,95 EUR) gezeigt, dass alles ist, wie es ist und eigentlich noch schlimmer. Ein Mann, der sich, statt Politik zu machen (die machen offensichtlich andere!), mit dem Smartphone in der Hand und drei Fernseher anstellend, ins Schlafzimmer zurückzieht,   ist unvorstellbar. Ebenso seine erste Rede, die er in der CIA-Zentrale hielt und neben allem Stuss in die Feststellung mündet: „Was ich eigentlich sagen wollte: „Ich liebe Sie.” (Da ließ wohl ein gewisser Mielke den Präsidementen aus dem Jenseits grüßen.)

Der eben beschriebene Sachbuchthriller übertrifft die Fantasie von Romanautoren. Obwohl: So ganz ohne ist der Roman „Der Präsident” von Sam Bourne (Bastei Lübbe, 10 EUR) auch nicht. Bournes Präsident kann gerade noch von einem Atomschlag gegen China und Nordkorea abgehalten werden, verbreitet sexistische Provokationen und hat die Mülltrennung abgeschafft. Alles nahe der Wirklichkeit. Dann beschließen welche: Der muss weg! Auch so ein amerikanischer Weg.

Wenn wir gerade bei US-Präsidenten sind: Dieser Trump hat auch Vorläufer, denen er ebenbürdig ist. Der berühmte Mark Twain schreibt in seinem Tagebuch „Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertrieben. Meine letzten Geheimnisse” (Aufbau, im Schuber, 59,95 EUR) über den damaligen Präsidenten Theodore Roosevelt, dessen Taten und Äußerungen Trump wie seinen Wiedergänger erscheinen lassen. Als lebte Mark Twain heute noch: „Mr. Roosevelt ist das schrecklichste Unglück, das dem Land seit dem Bürgerkrieg widerfahren ist.”

Zum Schluss noch etwas zum bloßen Schmökern: „Qualityland” von Marc-Uwe Kling (Ullstein, 18 EUR). Das ist eine fantasievolle Gesellschaftsutopie, besser wohl eine -dystopie, wieder einmal über die schöne neue Welt; denn die beschriebene Gesellschaft, die unserer schon ziemlich ähnelt, wird kaum einer wollen, aber auch keiner verhindern können. Aber so lang sie noch nicht da ist, kann man sich über Drohnen mit Flugangst, Sextroide mit Potenzproblemen und einen modernen Michael Kohlhaas, der gegen dieses System anrennt, amüsieren.

Klaus Wilke
Titelfoto: Lesen in allen Lebenssituationen mit Klaus Wilke. Foto: TSPV

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