Mein Bücherbord – Buchtipps von Klaus Wilke

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Wie wunderbar verschieden die Menscherln sind

Das erste Buch muss ich dem Bücherbord nicht entnehmen. Es ist so neu, dass es seinen Platz dort noch nicht eingenommen hat: Jutta Schlotts Tagebuch von einer Fußreise durch die Mecklenburger Schweiz „Blauer Mond September“ (Wiesenburg Verlag, Broschur, 238 Seiten, 18 EUR). Die Autorin, heute in Schwerin lebend, war viele Jahre am Cottbuser Theater als Dramaturgin tätig und ist die  Gefährtin ihres Ehemannes, des auch in Cottbus immer noch beliebten Schauspielers Horst Rehberg (im Buch der sympathisch-eigenwillige Friderico). Sie schreibt so eindringlich und findet wundervolle Worte für ihre Beobachtungen in der Umwelt der Menschen, in Tier- und Pflanzenwelt, dass man am Ende meint,  dabei gewesen zu sein. Und dazu gewissermaßen als Salz und Pfeffer in der Suppe solche Sätze: „Wie wunderbar verschieden die Menscherln sind.“ oder: „Ein Ehrenamt. Wie so vieles Sinnvolle, das der Politik kein Geld wert ist.“

Das Schicksal eines Baumes bewegt sie und schließlich ihre Leser: eine Kaukasische Flügelnuss, die gefällt werden soll, wodurch viele Vögel ihren Lebensraum verlieren würden. Eine Aktion, die vorerst vereitelt werden konnte.  Aber was ist diese Kaukasische Flügelnuss? Wiederum gibt uns ein Buch Aufschluss: „Cottbuser Bäume“, entstanden aus einem Projekt der Lehrerin Roswitha Knappe mit Schülern des Pückler-Gymnasiums (Regia Verlag, Broschur, 250 Seiten, 24,50 EUR). Es erzählt von den Besonderheiten der 55.000 Bäumen im öffentlichen Raum der Stadt. Wer sich für Bäume interessiert, braucht dieses Buch. Ja, und die Kaukasische Flügelnuss gehört zur Familie der Walnussgewächse und trägt Flügelfrüchte, die wie kleine Elefantenköpfe aussehen.

Baum-Enthusiasten seien an  dieser Stelle auf ein lesenswertes Sachbuch hingewiesen: „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben (Ludwig Verlag, HC, 224 Seiten, 19,99 EUR). Wussten Sie schon, dass und wie Bäume miteinander kommunizieren? Dass sie mit einer Art Internet untereinander verbunden sind? Dass sie sich gegenseitig auf Gefahren aufmerksam machen? Ein Buch, das Ihnen hundertfaches Aha entlockt.

Wenn wir bei den Bäumen bleiben wollen… Man findet sie natürlich auch in dem Buch „Sei gegrüßt und lebe“ (Aufbau Verlag, 270 Seiten, 21,95 EUR), das eine Freundschaft – die von Christa Wolf und Brigitte Reimann – feiert, die sich in Tagebüchern und Briefen manifestierte. In Brigitte Reimanns Aufzeichnungen kommen sie wiederholt vor. Verwurzelung, Verästelungen und Verzweigungen als Bilder für den Lauf des Lebens mögen ihr Anreiz gewesen sein. Viel wichtiger an dem Buch sind das Verhältnis der beiden Autorinnen, ihre Meinungen und Einflüsse auf ihre Bücher und ihre Ansichten zu Leben und Tod, der für die krebskranke Brigitte Reimann schon den Fuß auf der Schwelle hatte.

Klaus Wilke

Foto: TSPV

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