„Paukenschlag der Moderne“ ist der donnernde Titel der kommenden Fotoausstellung im dkw., und die Namen der Künstler, deren Werke hier ab 1. Juli gezeigt werden, klingeln verheißungsvoll in den Ohren eines jeden Fotoliebhabers: Man Ray, László Moholy-Nagy, El Lissitzky, Alexander Rodtschenko, Raoul Hausmann und Umbo. Da werden die Augen schon feucht, bevor überhaupt eines der Bilder über die Schwelle des alten Dieselkraftwerks getragen wurde.
Wie ist solch eine Ausstellung möglich? Dank des Sammlerpaares Barbara und Horst Hahn. Die Kölner Fotonarren stellen über 80 ihrer Werke für die Cottbuser Ausstellung zur Verfügung. Ein Glück, denn eine solche Zusammenstellung aus verschiedenen Sammlungen und Museen zu leihen, wäre ein logistischer Kraftakt und mit enormen Kosten verbunden – damit normalerweise nicht im Bereich des Möglichen unseres mit bescheidenen Mitteln ausgestatten Museums.
Die Bedeutung der Künstler dieser Ausstellung für die Kunst des 20. Jahrhunderts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ihr Wirken, das miteinander verknüpft war, und ihre Werke, die sich gegenseitig befruchtet haben, übertrugen die Ideen der Moderne auf die Fotografie. In der Art und Weise ihres „Neuen Sehens“ manifestierte sich der unmittelbare Ausdruck der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Die Fundamente dieser neuen Bildästhetik tragen bis heute.
Man Ray ist einer der ersten multimedialen Künstler im heutigen Sinne und gilt als Fotoavantgardist, der die Ästhetik der Fotografie revolutionierte. László Moholy-Nagy zählt als wegweisender Repräsentant der Bauhaus-Fotografie zu den Protagonisten des „Neuen Sehens“. El Lissitzky, der eine avantgardistische und dynamische Bildgestaltung anstrebte, gilt als Pionier der konstruktivistischen Fotografie. Alexander Rodtschenko modernisierte durch neuartige Perspektiven, ungewohnte Blickwinkel und Verkürzungen die Bildästhetik. Raoul Hausmann zählt als experimenteller Fotograf zu den Erfindern der modernen Fotomontage und Vertretern des ganzheitlichen Sehens. Umbo experimentierte als Bahnbrecher der Moderne stilbildend mit Fotogrammen, Fotomontagen und Mehrfachbelichtungen.
Und wer meint, hier wird ein bisschen dick aufgetragen, dem sei gesagt: „Nein! Wird es nicht. Das stimmt! Genau so.“ In diesem Sinne, Augen auf, ab ins dkw. und staunen über die Utopien, Zukunftsszenarien und Absurditäten der Kunstwelt der 1920er Jahre.
pm/sk
Titelfoto: Man Ray, Larmes de verre, 1932 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Ausstellung „Paukenschlag der Moderne“
1.7. bis 3.9.2017
Eröffnung: Fr, 30.6., 19 Uhr
weitere Infos: www.museum-dkw.de