Schicke Soundschnipsel aus den 20er- bis 50er-Jahren

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Der Cottbuser Choreograph, Moderator und Entertainer Michael Apel hat seit einiger Zeit ein neues kleines, aber feines Projekt am Laufen. „Apels Schellackplattenkiste“ findet einmal im Monat in der Esscobar am Cottbuser Schlosskirchplatz statt. Die nächste Präsentation läuft am 15. Februar. Hermann-akapelle traf sich mit ihm, um etwas über die längst vergangene Musikwelt zu erfahren.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, Dich so alter Musik und alten Musikstücken  zuzuwenden?
Als Student in Dresden habe ich auf dem Trödelmarkt ein altes Koffergrammophon erworben und war von dieser Stunde an fasziniert. Einerseits von der Musikübertragung ohne Strom, aber vor allem von der musikalischen Qualität und dem Witz der Texte, die ich nun erleben konnte. Meine Forschungen über den Tanz im Spielfilm haben dieses Interesse dann noch vertieft.

Michael Apel: „ Ich denke aber, die meisten mögen solche Partys, weil sie den lauten, durchhämmernden Sound leid sind.“ © TSPV

Du hast also immer die alten Geräte dabei und spielst wirklich alte Platten ab..?
Ich besitze heute selbst unterschiedliche Geräte und habe auf jeden Fall immer eins mit dabei. Auch, falls jemand mal eine eigene Platte mitbringt, die er hören will. Deshalb habe ich natürlich auch immer neue Nadeln eingesteckt. Doch unsere Hörgewohnheiten haben sich drastisch geändert. Daher habe ich viele Titel in digitaler Form und spiele sie über moderne Lautsprecherboxen ab.

Wie kann man sich diese Veranstaltung vorstellen? Was passiert da?
Das kommt immer auf die jeweilige Situation an. In der Esscobar ist es einfach Hintergrundmusik zum gastronomischen Abend, aber ich lege auch zum Tanz auf, bei Familienfeiern oder bin mit dem Black Sheep Swing Orchestra unterwegs. Auf Wunsch biete ich auch eine Tanzanleitung an.

Du initiierst ja auch immer wieder Mottopartys zum Thema 20er-Jahre. Hast Du das Gefühl, da einen Trend zu bedienen? Hat es vielleicht auch etwas mit der derzeitigen undurchsichtigen Weltlage zu tun, dass sich Menschen nach der „guten alten Zeit“ sehnen, in der alles in Ordnung war?
Also in der „guten alten Zeit“ war vieles nicht Ordnung, wenn ich da nur an die Schicksale jüdischer Musiker in Europa denke oder an den Rassismus gegen farbige Künstler in amerikanischen Swingbands. Aber die Texte und die Musik waren oftmals eine kreative Reaktion gegen die Missstände der Zeit. Man bezog einfach Position zu den Problemen. Ich denke aber, die meisten mögen solche Partys, weil sie den lauten, durchhämmernden Sound leid sind, der auf vielen Tanzveranstaltungen heute zu erleben ist. Manch einer will zwar tanzen, aber sich auch noch am Tisch unterhalten können. Und dann kann man sich dazu ja noch so richtig schick anziehen.

Interview: Robert Gordon
Titelfoto © TSPV

Schellackplattenkisten-Tanztipp
Apels Schellackplattenkiste – Entdeckungen, Plaudereien und Veranstaltungen über die Zeit, als die Musik noch auf Schellackplatten gepresst wurde.
15. Februar, 20 Uhr,
15. März, 19 Uhr,
18. März und 1. April, 20 Uhr, 20er-Jahre-Party mit Black Sheep Swing Orchestra (live),

Esscobar, Cottbus

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