Spot on: Tanz gegen trennende Mauern

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„In die Musik mussten wir uns erst mal richtig einhören, die war gewöhnungsbedürftig”, schmunzelt Rebecca Adam während unseres Interviews. Sie kommt gerade von einer der zahlreichen Proben vor der Premiere des Tanzstückes ˮThe Wall“, das im Piccolo Theater Cottbus insgesamt sechsmal aufgeführt werden soll. Trotz der täglichen mehrstündigen Übungen hat die 17-jährige Abiturientin noch genügend Energie, am Abend begeistert vom Stück zu berichten, das sie zusammen mit zehn weiteren Jugendlichen tanzt. Vor allem, „weil es darin so viele Themen gibt, die uns Jugendliche persönlich betreffen und die total aktuell sind“, hat sie auch nach über einem Jahr noch viel Motivation für das Tanzprojekt parat.

Die Idee, aus dem 1979 veröffentlichten Pink-Floyd-Album ein längeres Tanzstück mit Jugendlichen zu machen, kam von Piccolo-Theaterleiter Reinhard Drogla. Für die Mädchen und Jungen hörte sich das erst einmal verrückt, aber auch spannend an: „Zusammen mit unserer Choreographin Zaida Ballesteros Parejo haben wir uns ganz in die Handlung eingefühlt und uns dann selbst darin wiedererkannt. Es gibt da viele persönliche Schnittstellen mit uns Tänzern.“

Aus den ersten Eindrücken und eigenen Erfahrungen erarbeitete die Gruppe eine lebhafte Collage aus Musik, Sprechtexten, Videosequenzen und ausdrucksstarkem Tanz. Und das fasziniert Rebecca besonders: die Möglichkeit, sich mit Tanz vollends ausdrücken zu können – auch Themen anschneiden zu können, die man sprachlich sonst kaum formuliert bekommt. Dabei kann sie kreativ sein und sich zugleich in der JugendTanzCompany ausprobieren.

Wie bei Pink Floyd finden sich die Protagonisten des Stückes innerhalb persönlicher Mauern wieder: im Druck des Schulalltags, in verworrenen Beziehungen, dem Streit mit Freunden, elterlichem Erwartungsdruck, dem Fremdgesteuert-Sein und den Mauern in den Köpfen, die isolieren oder ausgrenzen.

Allerdings konnten sich die Jugendlichen mit dem pessimistischen Ende des Originalalbums nicht abfinden. Es wurde ein alternativer Schluss gefunden, ein Ausweg aus dem wiederkehrenden Einmauern: Aufbruchstimmung trotz Unsicherheit also. Wieder so ein persönliches Thema, denn für Rebecca ist klar, dass sie das Tanzen so schnell nicht aufgeben will, auch wenn sie noch nicht weiß, was sie nach dem Abitur machen wird.

Timo Paul Mecking
Foto: Maria Plötz

Info
THE WALL im Piccolo Theater Cottbus
3., 4., 7., 8., 9. Februar, jeweils 19.00 Uhr

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