Editorial Februar 2017

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„Die Gruppenratsvorsitzende dahinten – kommt die auch mit?“ fragt Michael Gwisdek alias „Jacky, der Techniker“ und als Henry Hübchen alias „Falk, der Stratege“ nichts sagt, meint er: „Na ja, früher kam ja auch immer einer von der Partei mit.“, und schüttelt leicht belustigt den Kopf. „Jungpionier“, sagt er wenig später zu einem, der ein bisschen jünger ist und einen Fehler gemacht hat. Plötzlich steckt, wer in der DDR aufgewachsen ist, allein durch die Terminologie mittendrin in Erinnerungen an diese Zeit. Die „Kundschafter des Friedens“ sind derzeit im Kino los und zwar so gut, dass allein die Ankündigung, dass die Hauptdarsteller Henry Hübchen und Antje Traue, alias BND-Analytikerin Paula, ausreicht, um den Cottbuser Weltspiegel bis auf den letzten Platz zu füllen. Viele traurige Gesichter gab es draußen, als es  hieß: „Ausverkauft!“

Die Kundschafter des Friedens sind ausgemusterte Spione der HVA, die 25 Jahre lang ein Schattendasein führten, bis die Wiedervereinigung von Katschekistan auf dem Spiel steht und nur die alten Strategen eine Lösung und den Präsidenten zu finden wissen, indem sie alles falsch und dadurch alles richtig machen.

Während der jüngere Zuschauer wegen der wunderbar gespielten Charaktere lacht, fühlt der Ältere, der vielleicht wie die Helden durch die gesellschaftliche Entwicklung ausgemustert wurde, seine innere Genugtuung. Die HVA, sagt Hübchen nach dem Film im Gespräch mit Michael Apel, sei durchaus ein guter Geheimdienst gewesen. Der Mossad, der KGB und wie sie alle hießen, hätten durchaus anerkennend über die DDR-Aufklärung gesprochen. Ob man im Rückblick nun gerade darauf besonders stolz ist, mag jeder für sich entscheiden. Aber die Art, wie Winfried Glatzeder alias Harry, der Gigolo, Thomas Thieme alias Locke, der Logistiker, Gwisdek und Hübchen die verloren gegangenen Helden spielen, das ist sehenswert. Das kann der Teil der Zuschauer nachempfinden, dessen Heimat gewendet wurde.

Am Ende steht die Wiedervereinigung von Ost- und Westkatschekistan an. Und die alten Helden gucken sich tief in die Augen und einer sagt: „Wenn die wüssten, was noch alles auf sie zukommt.“ Die im Kinosaal, die das auch erlebt haben, guckten sich ebenfalls an und stellten fest, dass auch das inzwischen Teil ihrer Geschichte geworden ist.

In diesem Sinne:
Seien Sie Teil Ihrer Geschichte.

Heiko Portale

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