Spot on: Bay Nguyen Huu Bay

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In der Stadt mit dem Rad unterwegs zu sein spart mich vor allem Geld. Alle Parkplätze in der Innenstadt werden von der Stadt bewirtschaftet. Es gibt keinen einzigen, der nicht zu bezahlen ist. Egal, wo ich das Auto, wenn ich es mal nutze, hinstelle, am Ende habe ich einen Zettel dran mit Summen, die ich mir nicht mehr erklären kann. 55 Euro, wenn man auf dem Bürgersteig steht, zum Beispiel. Wobei ich des Öfteren Zweifel daran habe, ob das noch ein Bürgersteig ist. Die machen doch nur ihren Job, schreie ich innerlich die Leute an, die doch nur ihren Job machen. Bewegung braucht der urbane Zeitgenosse, deshalb liebe ich mein Rad und fahre auch bei Sau- und Mistwetter durch die Stadt. Dass Radwege plötzlich aufhören oder unbefahrbar sind, tue ich mit einem innerlichen Lächeln ab. Dass Autos auf Bürgersteigen, die manchmal  nicht als Bürgersteige erkennbar sind, stehen, die sich eigentlich Fußgänger und Radfahrer teilen sollen –  da müsste eine Ordnungsmacht mal ordentlich Strafzettel austeilen!, aber wenn man die schon mal braucht… – oder die Grünanlagen-Pfleger direkt neben der Grünanlage mitten auf dem befestigten Teil des Fußweges stehen, lächelt das mein innerer Frieden weg. Man kann da ja das Rad auch rumschieben. Man muss ja nicht radeln. Manchmal habe ich den Eindruck, dass für Radfahrer das Anhalten, Absteigen und Rumschieben als die natürliche Fortbewegung angenommen wird. Als erstes werden auf Bürgersteigen immer die Radwege gesperrt. Der kann ja absteigen und rumschieben, wird doch kein Problem sein. Werden Baustellen eingerichtet, steht meist in großen Lettern geschrieben: Radfahrer absteigen. Meine Lieblingsbaustelle zurzeit ist die an der Spreegalerie, wo der Fußweg durch das Baugerüst hindurch direkt an den Treppen endet. Hat irgendjemand der Baustelleneinrichter schon mal ein mit einem Kind und drei Einkaufstüten – die ja neuerdings, wie 1978, aus unreißbarem Papier gebastelt sind – beladenes Rad fünf Betonstufen runtergetragen? Ich frage für einen Freund. Der kann ja rumschieben oder die 500 Meter Umweg in Kauf nehmen und um das gesamte Areal rumfahren, der ist ja mit dem Rad unterwegs, kann ja kein Problem sein. Der Marienplatz ist neuerdings als privat zu mietender Parkplatz eingerichtet und ordentlich eingezäunt und zwar so, dass auch kein Radfahrer mehr die schön glatt asphaltierte Fläche queren kann. Man kann die Kopfsteipflasterstraße nutzen, klar, den Berg rauf und hui wieder runter, leider aber nur in einer Richtung, ist ja Einbahnstraße. Der kann ja rumfahren, kann ja kein Problem sein. Die andere Holpersteinstraße, Blechenstraße genannt, nehmen oder gleich via Spremberger Turm 500 Meter Umweg fahren und über die drei Ampelkreuzungen, mit Wartezeiten, jenseits von Gut und Böse. Kann ja absteigen und rumschieben, kann ja kein Problem sein.

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