Spot on: Von der Bundesliga in die Kreisklasse

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Dass Fußballer oberer Ligen im Alter oberhalb der 30-Jahre-Grenze ihre Karriere oft in deutlich kleineren Vereinen ausklingen lassen, wird oft beobachtet. Dass aber ein gerade mal 22-Jähriger, der mit der Juniorenmannschaft des FC Energie immerhin schon in der Bundesliga unterwegs war, in die Niederungen der Kreisklasse absteigt, gilt als Ausnahme. „Ich habe festgestellt, dass mir Fußball nicht ganz so wichtig ist, als dass ich mein ganzes Leben dem Leistungssport unterordnen muss“, bekannte Marcel Kapplinghaus im vergangenen Sommer.
Als seine Fußballkumpel aus seinem Wohnort Döbbrick erfuhren, dass „Kappe“ nun nicht mehr im Oberligafußball des FC Energie unterwegs ist, war es nur noch ein kleiner Schritt, den Studenten der Sportwissenschaften anzusprechen, ob er denn nicht wenigstens beim dortigen VfB die Töppen weiterhin schnüren wolle. So stieg Kapplinghaus, der noch immer im Cottbuser Stadtteil wohnt und nie die Bindung zu den Straßenfußballern von einst verloren hat, im Juli des Vorjahres beim VfB Döbbrick ein. Aufgrund seiner Erfahrungen und fußballerischen Fähigkeiten übernahm der Verein schnell eine Führungsrolle in der Kreisklasse. Auch das Kreispokalgeschehen wurde plötzlich von den Kickern aus Döbbrick mitbestimmt. Wurden zunächst einige gleichgestellte Vereine aus dem Pokalwettbewerb gekegelt, so ließ der Kapplinghaus-Verein im vergangenen Herbst aufhorchen, als mit Eintracht Peitz ein Team der Landesklasse im Viertelfinale die Segel streichen musste. Das Husarenstück aber lieferte der VfB kürzlich zu Ostern ab. Da musste sogar der Spitzenreiter der Landesklasse, der VfB Cottbus, im Halbfinale alle Pokalhoffnungen begraben. Zwar erst nach einem 0:0 im Elfmeterschießen, aber immerhin dann setzte sich der Fußballzwerg gegen den Namensvetter aus der Schlachthofstraße durch.
Kaum jemand hielt das zuvor für möglich, auch Führungsspieler Marcel Kapplinghaus nicht. Wie anders ist seine Wette zu erklären, sich im Falle des Finaleinzuges seiner Mannschaft von seinem Wuschelkopf zu trennen. Da Wettschulden Ehrenschulden sind, hielt „Kappe“ Wort und trennte sich von seiner „Lockenkappe“.

Text und Foto: Georg Zielonkowski

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