Triathlon der besonderen Art

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Wolfram von Stauffenberg will drei Einakter an einem Abend aufführen

Ich weiß ja nicht, ob das schon für das Guinness Buch der Rekorde reicht, wenn ein Schauspieler drei Einakter an einem Abend aufführt. Da steht er sechs Stunden – mit Pausen natürlich – auf der Bühne. Auf alle Fälle eine seltene Leistung. Der das macht, ist Wolfram von Stauffenberg für die TheaterNative C in der Regie von Gerhard Printschitsch. Auch der Ort ist apart. Der Theater-Marathon, so weist es das Programm des Sommertheaters aus, findet am 09.09. vor der Kirche in Kahren statt.

Dass ich eher von einem sensationellen Triathlon spreche, liegt an Stauffenberg selbst. Kabarettist und Komödiant von der liebenswerten Art, flunkert er auch gern, und man muss, was er sagt, hinterdenken.  So erzählt er, dass er sich, immerhin 48 Jahre, auf den Ironman Hawaii in fünf Jahren vorbereite. Wahr dran ist, dass er sich, ein Schwergewicht, seiner Fitness mit großer Aufmerksamkeit widmet. Auch das Motorradfahren, er soll den Hells Angels angehört haben, habe er zugunsten eines Tretrollers eingestellt. Beweggründe: Umweltschutz, sportliche Lebensweise, wenig Wartung nötig und Vermeidung von Verkehrsstaus. Er fühle sich wohl in der TheaterNative C. Für die Castorf-Nachfolge in der Berliner Volksbühne habe man ihn übergangen. Auch wenn er das alles todernst erzählt, spürt man das unsichtbare Augenzwinkern.

Nun der Triathlon, den Sie auf dem Plakat, zum Marathon verkleinert, angekündigt sehen. Er beginnt mit Heinrich Heines „Deutschland – ein „Wintermärchen“.  Printschitsch: „Unser Lieblingsautor.“ Stauffenberg: „Pointen jagen Pointen, aktuell, als wäre das nicht vor 170 Jahren, sondern gestern geschrieben.“ Danach geht es weiter mit Rainer Maria Rilkes „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. „Das war 1912 die Nr. 1 der berühmten Insel-Bücherei“, erklärt  Stauffenberg und erinnert sich: „Rilke habe ich als Junge unter der Bettdecke im Taschenlampenschein verschlungen.“  Zum Abschluss gibt sich der Schauspieler eine neue Identität: „Ich, Francois Villon“, der im 15. Jahrhundert auf großartige Weise die Liebe besang, die Großen attackierte und sich ihnen zuweilen kriminell zur Wehr setzte.
„Durch Heine, Rilke und Villon bis ich selbst zum Dichter geworden“, verrät Stauffenberg, holt sein Smartphon hervor, auf dem er Texte notiert hat: „Vielleicht kann man einen schon mal der Nachwelt überliefern.“ Wir tun dies gern:

Reise. Leise. Meist. Allein. Und immer weit. Und immer lang.
Am schönsten. Aber. Ist Reise. Zu dir.

Klaus Wilke

Foto: Schauspieler Wolfram von Stauffenberg und TheaterNativeC-Chef Gerhard Printschitsch.
Foto: TNC

Infos:
09.09. „Theatermarathon vor der Kirche in Kahren – Open Air“, alle Stücke gespielt von Wolfram von Stauffenberg.
16.00 Uhr: Heinrich Heines „Deutschland – ein „Wintermärchen
18.00 Uhr: Rainer Maria Rilkes „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“
20.00 Uhr: „Ich, Francois Villon“

Preis für alle 3 Aufführungen:  30 EUR VVK (erm. 25 EUR), 33 EUR Abendkasse (erm. 28 EUR)
Für jedes einzelne Stück: 12 EUR

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