Wiedergelesen – Traumata und Träume

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In dieser Rubrik werden wir künftig – mit der Rubrik „Buch-Häuser“ wechselnd – an Bücher und AutorInnen erinnern, die wir vor dem Vergessen bewahren wollen.

Traumata und Träume – davon ist immer wieder in den Romanen von Dorothea Kleine zu lesen. Denken wir an „Das schöne bißchen Leben“ (1985) und an „Traumreisen“ (1989). Der Cottbuser Schriftstellerin, die von 1928 bis 2010 lebte, war eine Sprache eigen, die wie für das Innenleben der Menschen, die Widerspieglung ihrer Sorgen und Probleme, aber auch ihrer  Freuden, Wünsche und Hoffnungen  geschaffen war.

Jedes ihrer Bücher war ein Vorstoß und erregte deshalb Anstoß, weil für sie Tabus keine Hindernisse waren.  Dass sie nicht die eigene Herzkrankheit allein thematisierte, sondern diese mit dem Protokoll einer Ehekrise und mit der Kritik an politischen Eingriffen in den Literaturbetrieb verband, verschaffte ihr die Achtung ihrer Leser und das Misstrauen von Partei- und Kulturfunktionären, denen so ein nur „schönes bißchen Leben“ suspekt bleiben musste, wo doch der Sozialismus großartig und zukunftsträchtig zu sein hatte.

Dass sie bei ihrer Traumreise nach Paris ganz genau hinguckte und zu der Überlegung hin fand, dass zur Demokratie eine pluralistische Meinungsbildung gehöre, überschritt dann doch alle DDR-Denkgewohnheiten. Wer diese Bücher jetzt zur Hand nimmt, findet aber nicht nur historisch Gewordenes, sondern liest Gedanken, die erstaunlich frisch und aktuell sind. Im Internet und in Bibliotheken warten sie auf unseren Zugriff.

Klaus Wilke

Geistesblitze

„Beim Anblick der Käsesorten fällt mir de Gaulles Ausspruch ein: Es ist schwer, ein Volk zu regieren, das 375 Käsesorten hat.“ (Traumreisen)

„Die besten Suppen kocht man in alten Töpfen.“ (Traumreisen)

„Kranke Frauen haben untreue Männer. Kranke Männer haben treue Frauen.“ (Leben)

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