Windenergie und gesellschaftliches Engagement

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Guido Hedemann und seine UKA Projektentwicklung setzen Zeichen in Cottbus

Er ist erst seit kurzem in der Lausitz. Dennoch hat Guido Hedemann schon tiefe gesellschaftliche Spuren insbesondere in Cottbus hinterlassen. Als Geschäftsführer unterstützt er mit seiner Firma UKA Projektentwicklung das Menschenrechtszentrum mit jährlich 50.000 Euro. Wir sprachen mit ihm.

Wo kommen Sie her und warum sind Sie in Cottbus gelandet?
Ich komme eigentlich aus Edewecht, einem kleinen Dorf, bei Oldenburg. Ich habe in Oldenburg BWL mit Schwerpunkt Jura studiert und hatte  mit regenerativen Energien zunächst nichts zu tun. Ich wollte eigentlich Steuerberater werden. Über ein Praktikum bin ich 1997 bei einem Ingenieurbüro gelandet, das sich dann aber mit Windenergie beschäftigte. Nach zwei Jahren wechselte ich zur GLS Gemeinschaftsbank, weil ich mehr Verantwortung haben wollte. Dort habe ich drei Jahre gearbeitet und war Geschäftsführer mehrerer Windparks. Danach machte ich mich selbstständig, ging wieder zurück nach Oldenburg und hatte hauptsächlich mit Finanzierungen für Windenergieunternehmen zu tun. Im zweiten Jahr meiner Selbstständigkeit brachen mehrere Projekte weg und ich heuerte wieder bei einem Unternehmen an, das sich mit Windkraft- und Solaranlagen beschäftigte. Das war 2004. Nach einem Jahr hatte ich das Gefühl, ich muss noch einmal einen richtigen Beruf erlernen, und machte eine Zusatzausbildung zum Controller – ging danach aber wieder in die Projektentwicklung. Über einen Headhunter gelangte ich 2008 zu einem Mittelständler, der sich unter anderem mit Solaranlagen befasste. Ich war in diesem Bereich der Firma dann schließlich Geschäftsführer und habe während meiner Arbeit dort jeweils ein Büro in Edinburgh, in Bristol und in der Schweiz  aufgebaut. Wir haben Solarparks und Windparks entwickelt. Bis 2014 ging alles gut, dann gab es strukturelle Umwälzungen und es passte nicht mehr so recht. In diesem Jahr suchte die UKA, die ja eigentlich in Meißen gegründet wurde, über einen Headhunter einen Geschäftsführer hier in Cottbus. Seit 15. September 2014 bin ich nun in Cottbus.

Das klingt nach vielen Aufgaben und einer langen Reise, bis Sie hierhergekommen sind. Kannten Sie die Stadt vorher?
Ja, sie war mir vor allem als Braunkohlestadt bekannt und nicht unbedingt positiv. Als ich das erste Mal hier her kam, fuhr ich über Burg in die Stadt. Da war es sehr schön – ist es heute immer noch. Dann fuhren wir am ehemaligen Flugplatz vorbei, durch die Karl-Liebknecht-Straße und dann dachte ich mir: Oh, ja, wo bist du denn hier? Es war  am Anfang schon gewöhnungsbedürftig. Aber man lernt die Stadt lieben und schätzen. Der Altmarkt ist wunderschön. Meine Freundin und ich sitzen dort gern. Die Temperaturen sind ja hier meist noch fünf bis sechs Grad höher als in Norddeutschland. Es gibt hier auch viel mehr Sonnentage. Wir genießen es, mit dem Rad in Richtung Spreewald zu fahren.

Sind Sie aus heutiger Sicht zufrieden mit ihrer Wahl?
Ja, vollkommen. Ich hatte vorher die Verantwortung für 44 Mitarbeiter, jetzt sind es 85. Mit unserer neuen Niederlassung in Oldenburg werden es sogar 100 Mitarbeiter sein.

Sie unterstützen schon seit einer Weile gemeinnützige Projekte, wie sind Sie darauf gekommen?
Das Menschenrechtszentrum wird seit seinem Kauf im Jahr 2011 durch den Verein von der UKA unterstützt. Ich führe das fort, was meine Kollegen vorher schon gestartet hatten. Als ich das erste Mal in diesem ehemaligen Gefängnis war, hatte ich ein beklemmendes Gefühl. Ich bin kein Bürger der DDR und kann das Geschehene nicht so nachempfinden, wie man es aus Sicht eines ehemaligen DDR-Bürgers sieht. Aber mitzubekommen, wie politisch Verfolgte behandelt wurden, hat mich bedrückt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass so etwas eben auch heute noch ein Thema in der Welt ist.

Sie stehen auch persönlich hinter der Summe, die das MRZ erhält, und wird das auch langfristig so bleiben?
Ja, dazu stehe ich. Auch in Zukunft wird es bei der Höhe bleiben.

Gibt es noch weitere Projekte, die Sie unterstützen?
Wir, als UKA, wurden in der Vergangenheit an diesem Standort nicht so sehr wahrgenommen. Zumindest war das unser Eindruck. Wir haben uns darüber Gedanken gemacht, wie wir uns  engagieren können. Wir wollen uns eher in Richtung Gesellschaft engagieren und keine Sportvereine unterstützen. Vor kurzem haben wir Kontakt mit der Bürgerstiftung Cottbus aufgenommen. Das passt bei uns eher hinein. Das kenne ich aus Bochumer Zeiten, als ich bei der GLS Gemeinschaftsbank arbeitete. GLS steht ja für Geben, Leihen, Schenken. Die Bank hat  ein anthroposophisches Leitbild, die sehr viele Stiftungen, Waldorf- und Montessori-Schulen, aber auch ökologische Landwirtschaft unterstützt, finanziert und da auch Vorreiter ist. Eine Bürgerstiftung soll ja das Engagement der Bürger bündeln und dazu aufrufen, sich zu beteiligen.

Kommt das aus Ihnen oder ist das Firmenphilosophie?
Fifty-fifty. Ich war in meinem Leben viel unterwegs. Ich hatte viele Wohnorte, war nicht nur auf einen fixiert. Sportlich bin ich schon fixiert, ich habe zum Beispiel einen Trainerschein im Volleyball.

Braucht die Gesellschaft solch ein Engagement?
Ich glaube schon, dass das gut und notwendig ist. Weil so viele Dinge abgedeckt werden können, die der Staat oder die Kommune nicht abdecken können. Und es das Miteinander fördert. Und da ist ein Engagement im Rahmen einer Bürgerstiftung ein geeignetes Mittel. Ich denke auch persönlich darüber nach, ob ich da mitmache, bisher habe ich aber noch keine Fakten geschaffen. Im Rahmen meiner Arbeit setze ich mich aber schon für gesellschaftlich wichtige Dinge ein, schließlich befasse ich mich seit vielen Jahren mit umweltgerechten, erneuerbaren Energien.

Sie waren dieses Jahr auch bei der Nacht der kreativen Köpfe dabei..?
Das Thema passte sehr gut zu uns. Zusätzlich haben auch wir ein kleines Jubiläum zu feiern. Die Nacht der kreativen Köpfe feierte ihren zehnten Geburtstag, wir sind fünf Jahre am Standort Cottbus. Neben „Handwerk“ als großem Thema  ging es dabei diesmal auch um Windenergie. „Wind bewegt“ haben wir das genannt.Gemeinsam mit Siemens haben wir die gesamte Wertschöpfungskette von der umweltverträglichen Planung der Windparks, über die Fertigung von Windkraftanlagen bis zum Service der Windkraft- und Energieanlagen vorgestellt. Die Lasershow zur Abschlussveranstaltung an der BTU haben wir auch mitgebracht. Das hat uns alles sehr viel Spaß gemacht. Dass nicht nur wir Spaß hatten, haben wir auch am großen Interesse der Besucher an unserem Stand ablesen können.

In welchen Dimensionen arbeitet denn die UKA?
Wir sind derzeit noch ausschließlich in Deutschland tätig. Haben aber den amerikanischen Markt im Blick. Dort hat sich die Gesetzeslage geändert, die für sechs Jahre Kontinuität verspricht. Deshalb ist der Markt für uns nun attraktiv. Mit unseren verschiedenen Unternehmen haben wir einen Jahresumsatz von einer viertel Milliarde Euro.

Das Interview führte: Heiko Portale

Foto: TSPV

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