Bunte Punkte am Himmel – Gleitschirme und Drachen über der Stadt

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Seit 29 Jahren gibt es den 1. Cottbuser Drachen- und Gleitschirmfliegerclub in Cottbus. Zunächst übten die Mitglieder ihren seltenen Sport auf dem Flugplatz Neuhausen aus. Seit dem Jahr 2002 starten die heute 60 Begeisterten des Vereins vom ehemaligen Flugplatz Cottbus -Nord in den Cottbuser Himmel. Seitdem gehören die Sportler mit ihren bunten Schirmen vom Frühling bis zum Herbst zum Bild der Stadt.

Was vom Boden aus betrachtet, recht abenteuerlich ausschaut, ist beileibe kein Teufelswerk. Es gibt Drachen- und Gleitschirmflieger. Der Drachen hat unter dem Segeltuch ein festes Gestell aus Aluminiumrohren und Segellatten. Der Pilot ist während des Fluges liegend unter dem Drachen aufgehängt und hält den Steuerbügel in den Händen. Er steuert den Drachen durch Gewichtsverlagerung, indem er den Steuerbügel nach links oder rechts verschiebt. Auch die Geschwindigkeit kann er mit dem Steuerbügel regulieren.

Ein moderner Drachen kann bis auf 140 Stundenkilometer beschleunigt werden. Die normale Fluggeschwindigkeit liegt bei über 40 Stundenkilometern. Bei einem Höhenverlust von 1000 Metern kann ein Drachen etwa 15 Kilometer weit gleiten. Während so ein Drachen schon mal über 30 kg wiegt und sich zusammengepackt nur auf dem Autodach zum Fluggelände transportieren lässt, haben es da die Gleitschirmpiloten leichter. Deren gesamte Flugausrüstung passt in einen großen Rucksack und ist gerade einmal 15 bis 20 kg schwer. Ihr Gleitschirm wird erst flugfähig, wenn der Wind durch die Zellen des Gleitschirms bläst. Ein moderner Gleitschirm kann bei einem Höhenverlust von 1.000 Metern acht Kilometer weit fliegen. Auch hier sind stundenlange Flüge und für fortgeschrittene Piloten Streckenflüge möglich.

Gestartet wird in unseren Ebenen mit Hilfe einer Seilwinde: das über 1200 m lange Zugseil wird in ca. 400 bis 500 Metern Höhe ausgeklinkt, und dann ist der Pilot mit seinem Fluggerät bereit für ein stilles Dahingleiten unterm Himmelsblau.

Impressionen vom „5. Spreewald Open“ der Gleitschirmflieger.

Steffen Sickert, Medienbeauftragter des Cottbuser Vereins, ist einer der 40 Aktiven des 1990 gegründeten Clubs, der genau wie seine Gleitschirmfreunde begeistert von der großartigen Lage des Fluggeländes am nördlichen Cottbuser Stadtrand ist. „Gleitschirmfliegen so nah an der Stadt zu betreiben, ist ein deutschlandweit einmaliges Privileg. Und genau deshalb hatten wir bei unseren „Spreewald Open“ ruckzuck die Startlisten gefüllt. So kamen 75 Starter über das Himmelfahrtswochenende aus ganz Deutschland und Polen zu uns, und alle waren begeistert davon, aus luftiger Höhe unsere Stadt und auch den nahen Spreewald zu beobachten.“ Doch ergänzt der Vereinsvorsitzende Uwe Krenz, dass  bei guten Sichtbedingungen tatsächlich der Blick bis ins Zittauer Gebirge frei ist.

War für die Sportler während der „5. Spreewald Open“ die Rosenstadt Forst als anzufliegendes Ziel zur Aufgabe gestellt, legen die Gleitschirmflieger nicht selten auch weit größere Strecken zurück. So wird der vereinseigene Rekord von Martin Serner gehalten, der sich vor zwei Jahren von Cottbus bis zur Insel Usedom stolze 256 Kilometer weit treiben ließ. „Aber da hat eben alles gepasst, da muss man wirklich jede Thermik erwischen, die einen immer wieder nach oben schiebt“, berichtet der Mann, der als Mitglied seines Trios beim Wettbewerb Ende Mai die Teamwertung gewinnen konnte.

Viele Schaulustige hatten sich am Himmelfahrtswochenende ganz nah an die Startplätze in der Nähe des Flugplatzmuseums gewagt. Wo sie bereitwillig jede Auskunft zur Technik des Fliegens erhielten. Ganz Mutige wagten sich sogar als „Tandem-Mitfahrer“ auf den Platz vor dem Piloten, von wo die Aussicht freilich optimal war. Auch im normalen Alltag besuchen Piloten mit ihren Familien dieses attraktive Gelände, damit ist das Konzept, auch einen Flugtourismus zu etablieren, aufgegangen.

„Neue Interessierte sind willkommen, denn wir sind offen für weitere Mitglieder. Das Gleitschirmfliegen ist sehr einfach zu erlernen und gehört zu den sichersten Luftsportarten. Dazu will ich gern anfügen, dass wir keineswegs ein elitärer Verein sind. Unsere Mitglieder sind im Alter von 16 bis 75 Jahren, und der Student ist genauso Mitglied wie Angestellte, Handwerker und auch Senioren“, ist die Einladung von Steffen Sickert.

Text und Fotos: Georg Zielonkowski

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