Das Prickeln auf der Haut
Wenn die anderen Theater Spielzeitpause haben, dann geht es in der Kleinen Komödie in der Petersilienstraße, die sich den Namen TheaterNative C gegeben hat, noch mal richtig los. Dieses Sommertheater hat schon den berühmten Egon Olsen nach Cottbus geholt, das weiße Röss’l mutig in eine Cottbuser Passage verlegt und den 2317 m hohen Alpengipfel Watzmann im Theaterhof aufwachsen lassen.
Das Sommertheater 2016 baut auf Stefan Vögels „Verliebt, verlobt, verschwunden“. Die Besonderheit Nr. 1 daran: Es handelt sich um eine One-Woman-Revue, ein Stück für eine Schauspielerin. Besonderheit Nr. 2: Prominente Gastspielerin ist Dorit Gäbler. Die aus Theatern (Dresden, Chemnitz), Film und Fernsehen bekannte und beliebte Schauspielerin, Chansonnière und Moderatorin ist heute noch mit zahlreichen Chanson- und Kabarettprogrammen unterwegs. Da feiert sie „Starke Frauen“, sorgt dafür, dass Hildegard Knef und Marlene Dietrich nicht vergessen werden, indem sie deren Lieder singt, erzeugt „Prickeln auf der Haut“, mahnt „Ein bisschen Sex muss sein“ und verteilt „Rote Rosen für Mackie Messer“.
Diese Frau hat die Musik nicht nur im Blut; sie hat sie in den Augen, in den Mundwinkeln, in den Händen, und stets ist eine Prise Humor dabei. Das erzeugt wirklich Prickeln auf der Haut. Aber nun will sie mal wieder zurück zu ihren Wurzeln. Schließlich hat sieSchauspiel studiert. In Vögels Stück, das Printschitsch inszeniert, spielt sie Dagmar, eine Frau, die am Hochzeittag eine Botschaft ihres vermeintlichen künftigen Mannes vorfindet: „Ich kann nicht“. Sie flüchtet in das Baumhaus ihrer Kindheit, weint bitterliche Tränen, flucht und lästert über ihr Männer-Desaster und lässt ihr Leben und ihre Erfahrungen mit Männern Revue passieren.
Eine Herausforderung für die Schauspielerin, die es gewohnt ist, dass ihr Spiel, ihr Gesang, ihr Witz nicht nur Frohsinn, sondern zuweilen gar therapeutische Wirkungen (zum Beispiel bei Depressiven, Gelähmten) erzeugt: „Ich muss so spielen, dass die Zuschauer merken, dass nicht ich Dagmar bin, sie diese aber in ihrer Verzweiflung verstehen. Die Männerwelt kommt in dem Stück nicht gut weg. Wissen Sie, warum Gott ein Mann gewesen sein muss? Eine Frau hätte sich am siebten Schöpfungstag nicht zufrieden zur Ruhe gesetzt, sondern das Design überprüft und mit hoher Wahrscheinlichkeit geändert.“ Eine zweite Boshaftigkeit aus dem Stück: „Liebesheirat? Eine genauso blöde Erfindung des 20. Jahrhunderts wie die Atombombe, nur folgenreicher als diese. Für die Liebe hat man den Liebhaber. Der Gatte ist für die Begattung da.“ Im Übrigen: Männer, seid nicht abgeschreckt: Das Stück hat ein Happy End. Und die Gäbler muss man gesehen haben. Klaus Wilke
Premiere ist am 08.07., 20.30 Uhr.
Nächste Vorstellungen am 09., 10., 12., 13. und 14.07. sowie am 02., 03., 04., 26., 27., 28.08.