Der hohe Preis von „super günstig“

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Wie man mit „Second Hand“ und „Upcycling“ die Welt verbessern kann

Annemarie Springer, Künstlerin und Inhaberin desOnlineshops Shittyfucky, erzählt im hermann-Interview über Vintagekleidung, Fairtrade und warum eine nachhaltige Lebensweise so wichtig ist. Außerdem gibt sie Tipps, wie man auch mit einem kleinen Geldbeutel die eigene Garderobe wieder auf Vordermann bringen kann. Im Moment arbeitet Anne an weiteren Stücken für ihre „Renewed“ Kollektion und plant ein neues Kunstprojekt.

Anne, kannst Du uns kurz etwas zu Deinem Shop erzählen?

Mein Konzept ist, Altes mit Neuem zu verbinden. Neben Secondhand-Mode biete ich eigene Designs in Form von Fairtrade-Kleidung und handgemachten Accessoires an.

Wie kam es zu dem Namen Shittyfucky?

Annemarie Springer Foto: pr

„Shittyfucky“ ist ein Wort, das ich in meiner Jugend neu geschöpft und damals ständig verwendet und gezeichnet habe. Als ich auf der Suche nach einem Namen für mein Geschäft war, kam mir mein Jugendwort sofort in den Sinn. Zum einen klingt es provokativ, aber auch irgendwie süß – ich mag es, wenn sich Gegensätze vereinen, wie in meinem Shop selbst. Letztlich ist es auch einwenig Selbstironie, denn Secondhand wird von vielen Menschen immer noch als schmuddelig angesehen, wie auch das Wort „Shittyfucky“ auf den ersten Blick, aber bei genauerer Betrachtung ist es das komplette Gegenteil.

Was hat Dich dazu bewegt, SecondhandWare zu verkaufen?

Mit 14 Jahren war ich das erste Mal auf einem Flohmarkt. Ich werde nie vergessen, wie aufregend es war, all die gebrauchten Schätze zu bestaunen und in dem Moment eröffnete sich mir eine völlig neue Welt. Von da an stöberte ich regelmäßig durch Secondhand-Shops, schlenderte über Flohmärkte und wühlte mich durch digitale Haufen gebrauchter Kleidung via eBay und Co. Mein Kleiderschrank füllte sich mit Vintage-Mode und ich begann privat, meine gebrauchte Kleidung zu verkaufen. Es festigte sich der Gedanke in mir, dass es bereits genug tolle Teile gibt auf der Welt und über viele Jahre hinweg formte sich dies zu meiner Geschäftsidee.

Wie bist du überhaupt zur Mode gekommen? Und wieso liegt Dir Nachhaltigkeit am Herzen?

Ich habe mich schon als Kind gerne mit alten Sachen verkleidet und begann ziemlich früh an Klamotten „rumzuschnibbeln“ – nicht immer zur Freude meiner Eltern. Als Teenager lernte ich Nähen, fing an Shirts mit Songtexten zu bemalen und trug sowieso die verrücktesten Kombinationen. Mode war immer mein liebstes Ventil, mich künstlerisch auszudrücken, es befreit und bestärkt mich. Nachhaltigkeit ist mir dabei so wichtig, da die vergangenen 15 Jahre zeigen, was „Fast Fashion“ mit unserem Planeten und unserer Gesellschaft anrichtet. Das möchte ich nicht unterstützen, stattdessen lieber dabei helfen umzudenken.

Leider hat Secondhandware bei vielen Menschen noch immer so ein verstaubtes Image. Was kannst Du diesen Leuten ans Herz legen,damit sie ihre Einstellung überdenken?

Das eigene Konsumverhalten oder auch die Ernährung sind zwei Aspekte des Lebens, die man wirklich relativ einfach ändern kann und welche einen positiven Effekt auf Klima und Gemeinwohl haben. So tut man (all)täglich etwas Gutes! Das ist schon ein ziemlich guter Grund, wie ich finde. Wem Vintage zu altmodisch ist, mixt einfach Neues mit Altem, so wirkt das Outfit dennoch modern.

Im Vergleich zu den großen Modehäusern muss man für nachhaltige Mode/faire Mode gefühlt etwas mehr ausgeben. Was spricht aus Deiner Sicht dafür, mehr zu investieren?

Schicke Jacken aus Annes Kollektion

Vintage-Kleidung z.B. wurde damals noch viel hochwertiger produziert, das heißt, die Qualität ist eine ganz andere. Zudem bezahlt man mit dem Kauf fairer Mode auch faire Arbeitsbedingungen und faire Löhne, anstatt mit Billigmode Ausbeutung zu unterstützen. Kauft man insgesamt weniger, gleicht es sich außerdem aus, mehr für Kleidung zu bezahlen.

Hast Du einen Tipp, wie man es schafft, den großen Ladenketten und den schnelllebigen Modetrends den Rücken zu kehren und stattdessen auf Slow-Fashion und nachhaltige Mode zusetzen?

#buylesschoosewell, soll heißen: Weniger Neues kaufen und bei jedem Teil gut überlegen, ob man es wirklich benötigt. Vielleicht mit einer kleinen Challenge starten und einen Monat gar keine neue Kleidung kaufen, sich stattdessen mit Secondhandauseinandersetzen und nachhaltige Labels recherchieren. Dabei merkt man, dass sich der bewusste Konsum auch auf andere Lebensbereiche positiv auswirkt.

Gerade diejenigen mit weniger Geld glauben häufig, keine andere Möglichkeit zu haben, als die günstige Kleidung der großen Ketten zu kaufen. Wie kann man mit einfachen Mitteln die alten Kleidungsstücke etwas aufpeppen?

Es gibt wirklich so viele  Möglichkeiten, aus alten Klamotten etwas Neues zu zaubern. Die einfachsten Methoden sind z.B. Kleidung neu einzufärben, mit Schablonen und Textilfarbe Motive aufzumalen, Nieten/Perlen anzubringen oder, wer geübter ist, Kleidungsstücke komplett umzunähen und neue Designs zu kreieren.

Ganz wichtig zum Schluss: Wo kann man Dich finden?

Meinen Onlineshop kann man rund um die Uhr via www.shittyfucky.de besuchen. Auf meinem Instagram-Kanal @shittyfucky teile ich nicht nur mein Sortiment, sondern auch nützliche DIY-Anleitungen, Lookbooks, Kunstprojekte und alles, was mich bewegt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Eljotta

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