Das 26. FilmFestival Cottbus unternimmt neue und weite Reisen
Schon lange bevor das 26. FilmFestival Cottbus am 8.11. beginnt, erobert es bereits die Stadt. Übergroße Styropor-Buchstaben des Schriftzuges sind inzwischen vielerorts zu sehen. Blaue, kilometerlange Linien auf den Bürgersteigen weisen die Wege zu den Spielstätten. An Litfaßsäulen und Fassaden, in Schaufenstern und Cafés – überall hängen Poster mit dem diesjährigen Jahrgangsmotiv: einem Koffer oder Rucksack. An beiden Gepäckstücken ein Anhänger mit der Aufschrift „Flight“.
Thematisch orientiert sich das Motiv an der Specials-Reihe „Spuren suchen: deutsch- polnisch-tschechische Geschichte(n) im Wandel“ – einem der inhaltlichen Schwerpunkte des 26. Filmfestivals. Diese Reihe möchte zeigen, wie Filmemacher heute mit der Geschichte der Vertreibung von Millionen Europäern nach dem Zweiten Weltkrieg umgehen. Polen, Tschechen und Deutsche wurden vertrieben und zwangsumgesiedelt. „Viele der Opfer haben sich nie mit dem erlittenen Verlust von Angehörigen, Heimat und Identität abgefunden“, weiß der Kurator der Reihe Jarosław Godlewski.
So stehen der Koffer und der Rucksack exemplarisch für die Geschichte(n) von Flucht und Vertreibung. Gestern wie heute. Wer den Anhänger genau betrachtet, erkennt Symbole verschiedener Reise- und Transportmittel. Auch sie vermitteln eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die leider stete Aktualität des Themas hat beim FilmFestival Cottbus ebenfalls ihren Platz im Programm. Darüber hinaus regt der englische Begriff „Flight“ mit seiner zweifachen deutschen Bedeutung von „Flug“ und „Flucht“ durchaus zum ernsthaften Nachdenken an. Denn nicht jede/r unternimmt eine Reise freiwillig.
„Das 26. FilmFestival Cottbus bleibt auch in diesem Jahr seiner internationalen Aufgabe verpflichtet, Schaufenster und Netzwerkzentrum für Filme und Filmschaffende aus den ehemals sozialistischen Ländern Europas zu sein“, sagt Andreas Stein, Geschäftsführer des Filmfestivals. In vier Wettbewerben und weiteren acht Programmsektionen präsentiert das Festival vom 8. bis 13. November mit Blockbustern bis hin zu Experimentalfilmen vielerlei Filmgenres. Eine besondere Länderreise unternimmt in diesem Jahr dabei die Sektion Fokus: Kuba ist das erste Land in der auf fünf Jahre angelegten Reihe von filmischen Länderporträts, die die Verbindungen zwischen ehemaligen bzw. noch immer sozialistischen Staaten weltweit in den Blick nimmt.
Die insgesamt fast 200 herausragenden Produktionen aus 45 Ländern, die beim 26. FilmFestival Cottbus gezeigt werden, lassen erahnen, wie breit gefächert wieder das Themenspektrum ist. Begeben wir uns also gemeinsam auf diese (filmische) Weltreise. Denn: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.“ (Alexander von Humboldt)
Anne-K. Schöler-Rensch
Digitale Frischzellenkur
Das FilmFestival Cottbus geht mit einer neu gestalteten Internetseite online. Diese wird in naher Zukunft das wohl umfangreichste dreisprachige Archiv osteuropäischer Filme bereithalten, in dem jeder – Filmfan, Journalist oder Experte – nach Herzenslust recherchieren kann. Alle Filme, die seit 1991 beim Filmfestival zu sehen waren, werden in diesem Archiv mit umfangreichen Informationen gelistet sein. Man kann aber auch ganz einfach herausfinden, welche Filme in der nächsten halben Stunde während des Filmfestivals gezeigt werden. Die benutzerfreundliche Programmübersicht gibt einen Überblick zu Veranstaltungen und umfassende Informationen zu jedem Film. Darüber hinaus ist neben der deutsch- und englischsprachigen nun auch eine polnische Version der Internetseite verfügbar.
Tickets
erhältlich bei CottbusService (Stadthalle Cottbus) oder online www.reservix.de sowie www.filmfestivalcottbus.de
Der Film THE LAST FAMILIY ist im Wettbewerb Spielfilm des 26. FilmFestival Cottbus zu sehen.
© Hubert Komerski