Die Paralympics 2020 kommen für Heiko Rösler noch zu früh

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Wenn im kommenden Jahr die Behindertensportler aus aller Welt zu den Paralympics 2020 gerufen werden, scheint es derzeit zwar nicht völlig ausgeschlossen, dass dann auch der Cottbuser Kanute Heiko Rösler die Reise nach Tokio antritt. „Aber dafür müsste schon alles optimal laufen und sich die Normen und Behindertenklassen nicht schon wieder ändern“, sagt der gerade 42 Jahre alt gewordene Cottbuser, der seit seinem Motorradunfall im Jahr 2000 querschnittsgelähmt ist und der zudem ein Bein verloren hat. Grundsätzlich ausschließen will er aber seine künftige Teilnahme am weltgrößten Sportereignis allerdings auch nicht.

Seine Sportbegeisterung hat er trotz vieler Operationen, Behandlungen und Reha-Maßnahmen nicht verloren und deshalb, als er seinen Wohnsitz zeitweilig in Dresden hatte, beim Para-Stützpunkt in Leipzig trainiert. Nach seiner Rückkehr ins heimatliche Cottbus war er völlig begeistert davon, dass er unter dem Dach des ESV Lok RAW Cottbus die Möglichkeit bekam, den Sport weiter auszuüben.

Hier durfte er in der Trainingsgruppe von Wiebke Pontzen, die bei Lok mit den 14- bis 18-Jährigen arbeitet, in seinem Boot als „Gast“ sein Trainingspensum absolvieren. „Das war für den Anfang schon sehr hilfreich, zumal mir die Mitglieder der Trainingsgruppe bei den logistischen Dingen, wie beim Transportieren und Einsetzen des Bootes fleißig geholfen haben. Ein spezielles Training, das auf einen Behinderten zugeschnitten ist, konnte mir damals aber nicht gewährt werden. Darum bin ich sehr glücklich darüber, dass Cottbus Olympia-Stützpunkt Parakanu geworden ist und mit zusätzlicher Unterstützung des BPRSV und weiterer Sponsoren derzeit sieben Sportler und Sportlerinnen hier trainieren“, sagt der beruflich als Planungsingenieur für technische Gebäudeausrüstung tätige Mitarbeiter der Firma INTEGRAL Projekt GmbH & Co KG. Fast täglich ist er vom Bootshaus des ESV Lok RAW startend insgesamt zwischen acht und 16 Kilometer auf der je drei Kilometer langen Strecke zwischen dem unteren Wehr und dem oberen Wendepunkt am Kiekebuscher Spreewehr unterwegs. „Ich habe ja von 1986 bis 1990 hier in diesem Verein meine Kinder- und Jugendzeit als Kanadier-Sportler durchlebt und kenne deshalb die Spree und deren tolle Bedingungen für unseren Sport sehr gut“, so der Schützling von Trainer Bernd Leeck.

Angesprochen auf die anstehenden internationalen Wettbewerbe des kommenden Olympiajahres, wehrt Rösler zunächst manche Illusion ab. Speziell deshalb, weil gerade einmal zwölf Monate bis Tokio vergehen werden, was eine eher knappe Zeit ist. „Doch wer weiß, wie es vier Jahre später mit Paris aussieht. Ich bin zwar in meiner Behindertenklasse VL2, Leistungsklasse zwei, momentan deutschlandweit der Beste, aber jünger werde ich ja auch nicht. So stehen für das kommende Jahr erst einmal die Qualifikationen und damit hoffentlich auch meine Teilnahmen an den Welt- und Europameisterschaften auf dem Programm.“

Dennoch betont der Sportler des ESV Lok RAW, dass er seinen Wassersport mit dem aufwändigen Trainingsprogramm wirklich nur zu seinem Freizeitvergnügen und auch aus gesundheitlichen Gründen betreibt: „Da ich in meinem Beruf von allen Seiten eine gute Anerkennung und Wertschätzung genieße, dient mir der Sport hauptsächlich als Ausgleich“.

 

Georg Zielonkowski

 

 

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