Schnipo Schranke – Die Popstars von der Imbissbude

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Schnipo Schranke – die einen denken an Schnitzel mit Pommes, die anderen an „Pisse“, den ersten Hit einer Band, die sich ebenso nennt: Schnipo Schranke. Das Duo aus Hamburg ist viel unterwegs und nun auch in Cottbus zu Gast. Am 18. November ist die vom Feuilleton geliebte Band im Bebel zu sehen.

Daniela Reis und Friederike Ernst begannen 2012 mit dem Projekt Schnipo Schranke einfach, weil sie nichts zu tun und nichts zu verlieren hatten; so die Erzählung. Sie selbst sagen in einem Interview mit Die Zeit: „Die Langeweile war maßgebend für diesen größenwahnsinnigen Gedanken.“ Mit größenwahnsinnig meinen sie nicht nur die Idee, eine Band zu gründen, sondern auch das Vorhaben, damit berühmt zu werden.

Die beiden lernen sich auf der Musikhochschule Frankfurt kennen, wo Reis Cello und Ernst Blockflöte studierten. Schon während des Studiums kam die Erkenntnis, dass es wohl für die ganz großen Klassikbühnen nicht reichen wird und mit dem Abschluss das große Fragezeichen: Was dann? Die Antwort gaben sich die beiden einfach selbst –  Popstars werden.

Die Musikerinnen nehmen Demos auf, ziehen 2013 nach Hamburg und überreichen Rocko Schamoni betrunken eine CD mit ihren ersten Liedern. Was folgt, klingt fast wie ein Märchen aus dem Buch „Die wunderlichsten Geschichten über Indi-Bands“. Schnipo Schranke wird von dem sagenumwobenen Hamburger Indilable Buback (u.a. Tocotronic) unter Vertrag genommen, veröffentlicht mit „Pisse“ 2014 ihre erste Single und liefern damit gleich einen Erfolg, der über die Szene hinaus strahlt.  Ein Lied über das Ende einer Beziehung oder besser das Unverständnis darüber, dass es zu Ende sein muss, obwohl man doch alles versucht hat: „Hab‘ meine Fürze angezündet, ’ne Orgie verkündet auf dem „Platz der Republik“ zu klassischer Musik. Dein Handy mit den Arschbacken gehalten, nur um Dich zu unterhalten.“ Hat alles nix geholfen.

Die Musik, meist von lieblichen Klaviermelodien getragene Arrangements, erinnert nicht selten an Schlager. Diese leichten, naiven Klänge stehen im krassen Gegensatz zu den derben Texten, wo die beiden mit Obszönitäten nicht sparen. So sind die Themen auf ihrem Debüt „Statt“ (2014) das Außenseitertum ganz allgemein, Tollpatschigkeit, unerwiderte Liebe, aber auch das Waten durch die Abgründe der Konsumgesellschaft. Auch bei „rare“ (2017), dem zweiten Album von Schnipo Schranke, verbergen sich hinter „Pipi, Sperma usw.“ nicht weniger als Versuche, die eigene menschliche Existenz mit all ihren Möglichkeiten und Unmöglichkeiten zu fassen. Taxifahrer sind hier „Ritter der Nacht“ und das Beobachten von rollenden Murmeln die letzte Option zur Selbstberuhigung.

Angesichts dieses rumpeligen Kosmos rümpft so mancher die Nase, aber es gibt auch eine ganze Menge Menschen, die sich genau darin wiedererkennen. Nicht nur die Kritikerinnen und Kritiker befinden einstimmig Schnipo Schranke und ihre Kunst für gut, ja, herzerwärmend, auch die Konzerte sind voll, und man schmeißt sich diesseits und jenseits der Bühne die Herzen zu. Wer das nicht glaubt, dem sei ein Besuch des Schnipo Schranke-Konzerts im Bebel dringend empfohlen.

Sabrina Kotzian
Titelfoto: Friederike „Fritzi“ Ernst und Daniela Reis, Foto: Simone Scardovelli ©SchnipoSchranke

Termin
18. November, 20 Uhr, Bebel, Cottbus

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