Dreißig Jahre Wendisches Haus/Serbski dom

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Viele Cottbuser kennen das Wendische Haus von Ausstellungen und Konzerten. Doch nur wenige kennen seine Geschichte.

Sabine Sieg, stellvertretende Direktorin der Stiftung für das sorbische Volk, war von Anfang an dabei. Sie erzählt dem Hermann von den Ursprüngen dieses Zentrums und erläutert, warum es so immens wichtig für die Niedersorben ist.

„Vorher hatten wir als Sorben/Wenden in der Niederlausitz keine eigenen Versammlungsräume“ , berichtet sie.  „Die Domowina hatte zwar ein Büro – aber das war zu klein, sodass sich die Mitglieder in öffentlichen Gaststätten trafen. Wir wollten einen kulturellen Veranstaltungsort sowie ein politisches und wissenschaftliches Zentrum, welches  sorbische Vereine und Institutionen unter einem  Dach vernetzt und sorbische Sprachräume schafft.“

Es begann in der Wendezeit.

Frau Sieg erinnert sich: „Das war eine verrückte Zeit. Wir jungen Sorben zogen durch die Stadt und sammelten Unterschriften. Es war anstrengend, aber schön. Wir verhandelten am Runden Tisch mit der Stadt Cottbus und brachten unsere Forderung vor.“

Sabine Sieg im Clubraum des Wendischen Hauses.

Sie trafen auf offene Ohren: „Sowohl Superintendent Reinhardt Richter, der Moderator des Runden Tisches, als auch Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt waren sehr aufgeschlossen und unterstützten uns. Im April 1990 stimmte der Runde Tisch unserem Anliegen zu. Wir konnten uns ein Objekt suchen.“

„Wir wollten ein offenes Haus mit Gastronomie, einer Bibliothek, einem Veranstaltungssaal. Auch eine sorbische Kulturinformation gehörte ins Konzept – und natürlich die Außenstellen der Domowina und des Sorbischen Folklorezentrums.

 Im Juni 1990 war es so weit:  

„Wir unterschrieben den Kaufvertrag über dieses Haus.“ Dann ging es an die Arbeit. „Wir haben erst mal in Eigeninitiative das Haus entrümpelt. Wir mussten Geld für den Umbau besorgen. Die Räume waren klein und hatten noch Ofenheizungen. Doch schon im Dezember eröffneten wir die erste Ausstellung im Klubraum und es fand eine Kinderweihnachtsfeier mit dem Janšojski bog statt.“

Niedersorbische Bibliothek:

Die Bibliothek entstand 1991, zunächst als Zweigstelle der Stadt- und Regionalbibliothek. Später wurde sie durch

Sabine Sieg in der Niedersorbischen Bibliothek.

ABM-Kräfte betreut. „Doch seit Juli 2019 gehört die Niedersorbische Bibliothek zur Stiftung für das sorbische Volk. Seitdem hat sie wieder regelmäßige Öffnungszeiten. Sie zieht viele Besucher an und ist ein wichtiges Standbein des Wendischen Hauses.“ Ihr Bestand umfasst über 9500 Medien. Seit 1992 beherbergt das Haus zudem eine Zweigstelle des sorbischen Instituts.

Lodka:

Ebenfalls 1992 eröffnete im Haus die Sorbische Kulturinformation Lodka (dt. etwa „Lade, Truhe“). „Die Lodka gab es schon zu DDR-Zeiten. Sie entstand in den 80ern als Spezialitätengeschäft für sorbischen Trachtenbedarf und Brauchtumzubehör. Die neue Lodka sollte aber mehr sein als eine bloße Verkaufseinrichtung. Sie sollte informieren, Info-Materialien erstellen, Kontakte zu sorbischen Künstlern pflegen und Ausstellungen organisieren. Mittlerweile hat sie über 100 Ausstellungen ausgerichtet. Außerdem ist sie ein wichtiger Partner des Domowina-Verlags.“

Jasper Backer

 

 

 

 

 

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