Editorial

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Galerien haben es in Cottbus schwer. Seit langer Zeit fristen sie, zumindest in der Lausitzmetropole, ein Randdasein, sind eine Marginalie im gesellschaftlichen Leben. Die Misere begann eigentlich, manch einer mag sich daran erinnern, mit der Schließung der allseits geschätzten Galerie Eva Blobel am Altmarkt/Ecke Spremberger Straße. Dort wechselten Bilder, Grafiken und Plastiken von Lausitzer Künstlern den Besitzer, boten letzteren einen Platz zum Gedankenaustausch, wurden Pläne geschmiedet, verworfen oder spielten sich Dramen ab. Und plötzlich war sie weg. Auch die Kunstsammlungen Cottbus, gleich um die Ecke, verschwanden, wandelten sich und wurden zum Kunstmuseum dkw., dem heutigen BLmK aufgewertet. Kleinere Ausstellung(sräume)en folgten, etwa in der SPD-Geschäftsstelle, der IHK-Geschäftsstelle, natürlich in der Sparkassen-Hauptgeschäftsstelle, in den langen Gängen des Carl-Thiem-Klinikums, bei Ärzten, Anwälten, in Einkaufsgalerien. Tapfer kämpfte die Galerie 23 in der Marienstraße einen Don-Quichote-Kampf. Ein Lichtblick erschien mit der Fango in der Karlstraße/Ecke Amalienstraße. Hier geben sich nun junge, unerwartete Künstler die Klinke in die Hand. Die Galerie Ebert in der Ebertstraße kam hinzu, die Galerie Fünf in der Sprem, die Living Room-Galerie als Aktions-Schaukunst.

Kaum war sie da, war die Galerie Fünf auch wieder zu. Das frühere Kaufhaus, in dem sie residierte, sollte ganz plötzlich, dringend und zum wiederholten Male verkauft werden. Dazu mussten aber ganz dringend alle Mieter raus, war eine Auflage des Käufers. Inzwischen steht es bekanntlich immer noch leer da, weil der Käufer in spe sein Kaufangebot „völlig überraschend“ zurückzog, neudeutsch: den Kauf rückabwickelte – Zwinker-Emoticon! Davon hatten die Mieter natürlich nichts. Inzwischen wurde das Haus schon wiederverkauft. An ein Konsortium. Wer dahintersteckt, ist bisher nicht bekannt.

Anfang des Jahres sickerte durch, dass die Galerie 23 nächstes Jahr nach 30 Jahren schließt. Nun meldet auch die Galerie Ebert „Land unter“. Sie muss raus und sucht nach neuen Räumen (siehe Seite 18 in diesem Heft). In dem Haus sollen alsbald Wohnungen entstehen. Gleiches Schicksal ereilte   die schwer angesagte Restauration „Auguste Bergmann“, die hier ein paar Jahre residierte und mehrere andere Künstler, wie das Kontur-Projekt von Filmemacher Erik Schiesko, die hier ebenfalls ihre Heimstatt gefunden hatten. Tragisch, wenn plötzlich „alles raus muss“ und in einer Art Überlebensmodus bei den Eltern um Unterschlupf gebeten werden muss.

Dass Anfang des Jahres in der Galerie 23 der Schlussakkord angestimmt wurde, hatten wir berichtet. Ein schweres Erbe für die Galerie Fango. Gut für Geschäftsstellen, Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Einkaufsgalerien, Krankenhäuser.

Dabei müsste es ganz anders sein. Galerien, in denen Künstler ihre Werke anbieten können, sind eine Art gesellschaftliche Lebensader – sowohl für die Künstler als auch für Kunstsammler und -interessierte. Geld mit seiner Kunst zu verdienen, ist für den einen oder andern Künstler sicher nicht das Schlechteste und auch die Möglichkeiten des Gedankenaustausches, der für Künstler lebensnotwendig ist, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Wie weiter, was nun? Sind das schon die Vorboten der Gentrifizierung? Auf der anderen Seite gibt es so viel Leerstand, zum Beispiel in der Sprem und den angrenzenden Straßen. Manche Leute fahren weit weg, um Städte zu besuchen, in denen es Szeneviertel gibt, die von Kunst und Künstlern leben.

In diesem Sinne,
leben sie mit
Ihr Heiko Portale

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