Editorial Mai 2017

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Franz und Hans treffen sich an der Japanischen Blütenkirsche. Der April, sagt Hans, war so kalt, dass der Bundesstaat Alaska seine Hauptstadt nach Cottbus verlegen wollte. Nein, sagt Franz, der April war so kalt, dass die Rentiere aus Finnland in der Lausitz eine neue Heimat suchen, weil es ihnen in Lappland zu warm geworden ist. Nein, sagt Hans, der April war so kalt, dass die Tulpen beim Hinausschauen in der Vase am Fenster erfroren. Nein, sagt Franz, der April war so kalt, dass sich bei 63 Prozent der Deutschtürken Eisblumen auf den Augen bildeten und sie deshalb „Ja“ und „Nein“ verwechselten. Nein, sagt Hans, der April war so kalt, dass die Osterhasen ihre Eier anwärmen mussten, damit sie sich beim Verstecken nicht erkälteten. Nein, sagt Franz, der April war so kalt, dass dem amerikanischen Präsidenten beim Schokokuchen-Essen das Hirn einfror und er halluzinierte, mit einer einzelnen großen Bombe den Krieg in Afghanistan beenden zu können. Nein, sagt Hans, der April war so kalt, dass sich die Blüten an den Bäumen einfach wieder in die Äste einigelten. Nein, nein, sagt Franz, der April war so kalt, weil der Winter den Frühling in einen Verschlag gesperrt hatte und ankündigte, nun bis Dezember zu bleiben.

Aber jetzt ist Mai, sagt Hans, nun geht es raus ins Grüne. Es wird wie damals, als die Jahreszeiten noch nicht bei Psychologen auf der Couch lagen und nicht mehr wussten, wer sie sind. Wie damals, als wir sonnenbadeten, bis uns der Herbst wieder in die Wohnungen wehte. Aber, meint Franz, es wär’ doch aber auch zu schön, wenn dann der Frühling um die Ecke böge und dem nahen Winter die Türe zuknallt.

Apropos knallen, sagt Franz, hier noch ein Kalauer vom Feinsten:

Wo im April noch die Hunde im täglichen Ringen
auf den Wiesen in den Parks ihre Häufchen auswringen,

schon bald im Maien die Buben sich necken,
und zwischendurch liegen die Mädels auf sauberen Decken.

In diesem Sinne: Knallen Sie mit,
Ihr Heiko Portale

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