Ein Erfinder erinnert sich

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Friedrich Bude (80) erzählt von seinem Leben in der DDR

Friedrich Bude: Der Überhebliche. „Im Namen des Volkes” – Erinnerungen eines Osterfinders. tredition GmbH Hamburg. 332 SAeiten. 11,99 EUR.

Die DDR, die so sehr auf ihre Spitzensportler, Goldmedaillen und Weltrekordler baute, hat auch einen Forscher hervorgebracht, der mit etwa 240 Patenten zu Buche steht. Er heißt Friedrich Bude und wohnt 80jährig in Cottbus. Jetzt hat er seine Erinnerungen veröffentlicht, die – wer weiß warum – 25 Jahre in der Schublade gelegen haben. Mitte der 90er Jahre hatte er sie beendet. Sie schlagen einen Bogen vom Ende des zweiten Weltkrieges bis zum Ende der DDR.

Das Buch eines Erfinders, da schwant so manchem unterhaltungsmäßig nichts Gutes. Weit gefehlt. „Der Überhebliche” – so der Titel, der auf missgünstige Neider zurückgeht – liest sich wie ein Roman, ist eine flüssig geschriebene Lebensbetrachtung. Sie ist mit viel feinem, zuweilen auch bitterem Humor gewürzt.

Von Kindheit, Schule, Lehrzeit und Studium erzählt Bude, der sich im Buch seines von Mitschülern gegebenen Spitznamens Edub bedient, in heiterer Art, die an Trauer nicht vorbeigeht beim Tod der Eltern. Aber er lässt Bilder aufkommen, die Unrecht und Denunziantentum anprangern. Natürlich hatte er eine Stasiakte, die vor Blödsinn und Gefährlichkeit strotzte.  Warum soll er, zwar kein Arbeiterkind,  als Waise oder Halbwaise nicht zum Studium zugelassen werden? Nachdenklich macht ihn auch die Zwangskollektivierung, in die er als halbfreiwilliger Agitator einbezogen ist. Wenn er darauf zu sprechen kommt, wie er dem Armeedienst zu entkommen versuchte, da guckt eine kleine Weile auch mal Felix Krull um die Ecke.

Es ist schwer zu verstehen, warum die DDR es vielen, ihr weitgehend loyal gegenüberstehenden Menschen so schwer, so schikanös machte. Immerhin war/ist Bude ein Mann von internationalem Ansehen, dessen Erfindungen die Feuerungsanlagen vieler Kraftwerke weltweit modernisierten. In seinem Vorwort legt der frühere Intendant des Staatstheaters, Martin Schüler vor allem jungen Leuten, die die DDR nicht mehr erlebt haben, ans Herz.

Klaus Wilke

 

 

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