„Ein modernes Märchen”

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Cottbuser Opernsänger*innen und Schüler*innen spielen die Oper „Flüchtling”

Norienne Olberg aus Berlin ist in hohem Maße in die Flüchtlingsfrage einbezogen. Ähnlich wie Angela Merkel, aber anders. Anders als die Kanzlerin kann sie bereits am 8. April sagen, ob ihr optimistisches „Wir schaffen es” von Erfolg gekrönt ist.
Rätselhaft, was hier geschrieben steht, meinen Sie? Heben wir den Vorhang schon mal, bevor er sich an jenem April-Samstag wirklich öffnet. Norienne Olberg leitet nämlich seit 2013 den Kinder- und Jugendchor des Staatstheaters Cottbus, der gegenwärtig mit Solist*innen des Hauses, mit dem Jugendsinfonieorchester des Konservatoriums Cottbus (musikalische Leitung: Gabriel Zinke) und mit Schüler*innen dreier Cottbuser Schulen unter der Regie von Hauke Tesch die Oper „Flüchtling” von Lucio Gregoretti einstudiert.

Solche aktiven Opernerlebnisse hatte Norienne Olberg schon des öfteren, u.a. in „Gräfin Mariza”, „Hänsel und Gretel” und „Tosca”. Mit Kindern zu arbeiten, macht ihr große Freude. Dass sie als Berlinerin in der Lausitz gelandet ist, hat ursächlich mit ihrem Studium zu tun. „Ich bin ja schon nur wegen der Musik in die Schule gegangen, und als in meinem Gymnasium ab Klasse 11 der Musikunterricht eingestellt wurde, bin ich in das Georg-Friedrich-Händel gewechselt”, erzählt sie. „Der Name sagt es: Diese Schule war für mich wie geschaffen. Hier habe ich auch meinen späteren Mann, Jan Olberg, einen vielbeschäftigten Dirigenten und Musikpädagogen, kennengelernt.” Mittlerweile ist daraus eine vierköpfige Familie geworden. Die Kinder, ein bzw. zwei Jahre alt, wachsen mit Musik auf. Das kann man sich denken. Wenn man ihre Mama erlebt, sagt man sich: Das ist eine, die morgens mit einem Lied aufsteht und abends mit einem Lied zu Bette geht, und dazwischen singt sie. Das ist ihr Temperament. Deswegen hat sie die Musik auch zu ihrem Beruf gemacht. In der Fachhochschule Lausitz ließ sie sich zur Dipl.-Musikpädagogin in den Fächern Klassischer Gesang und elementare Musikpädagogik ausbilden.

Schon während des Studiums gab es Kontakte zum Staatstheater. Sie arbeitete z.B. mit dem Sinfonischen Chor der Singakademie zusammen. Als dann der Anruf kam, ob sie nicht den Kinder- und Jugendchor übernehmen könne – „Da konnte ich nicht nein sagen, hatte ich doch schon zusammen mit meinem Mann zwei Kinderopern auf die Bühne gebracht.”

Und nun „Flüchtling”. Die umfangreichste und schönste Aufgabe. „Die Kinder sind von Anfang an dabei, bis der Vorhang wieder fällt. Sie treten als Chor auf und als Solisten. Und sie zeigen Gefühl, weinen, wenn das Flüchtlingsmädchen Djamila von seinem Schicksal erzählt. Annabell Seifert ist Djamila. „Ich, das heißt Djamila, bin auf einem Boot über das Meer geflohen, jede Sekunde den Tod vor Augen. Ich musste erleben, wie mein Vater starb. Ich fühlte mich ganz allein. Kam in ein Heim. Wieder Flucht. Dann treffe ich Camille. Das ist auf der Bühne Eva-Maria Wehlan. „Djamila läuft angstvoll vor einem Polizisten davon. Ich nehme sie mit in die Schule. Wir verstecken uns in einem Schrank, bis uns ein Engel öffnet.” Flora Goetze spielt Noémi, auch ein Flüchtlingsmädchen. „Mich nennt man die Streberin, weil ich so gern zur Schule gehe. Ich, Noémi, sehe, dass es Djamila noch viel schlechter geht. Meine Mitschüler und ich überlegen, ob wir Djamila nicht adoptieren können. Geht nicht, müssen wir einsehen.” Aber es gibt ja noch die Lehrer, in deren Rollen Gesine Forberger/Marlene Lichtenberg, Thorsten Coehrs und Christian Henneberg schlüpfen.

Das Ende sei nicht verraten. Nur so viel: Flora erklärt: „Es gibt keine Bösen in dieser Oper. Alles nimmt ein gutes Ende. Wir spielen ein modernes Märchen und hoffen, dass das Leben daraus lernt.” Eva-Maria schwärmt: „Bei den meisten Opern haben wir nur ganz kurze Auftritte, hier gehört die Bühne während des ganzen Spiels uns. Das finde ich schön.” Annabell ergänzt: „Ist natürlich eine ganz schön anspruchsvolle Aufgabe, plötzlich allein zu singen.”

Norienne Olberg ist stolz auf ihren Chor. „Diese Cottbuser Kinder sind begeistert und  zuverlässig. Es wirkt glaubhaft, wenn sie in der Oper zeigen, wie man es schaffen kann, Menschen solidarisch zu helfen.”

Klaus Wilke
Foto: Die Leiterin des Kinder- und Jugendchores, Norienne Olberg, bei Gesangsübungen.  © Marlies Kross

Premiere: 8. April, 16 Uhr.
Weitere Termine: 4. Mai, 11 Uhr, 18. Mai, 11 Uhr, 31. Mai, 11 Uhr, 11. Juni, 16 Uhr, immer Kammerbühne,
und 25. Juni, 16 Uhr, Großes Haus.

Übrigens tritt der Chor in dieser Spielzeit noch in den Opern  „Turandot“, „Wozzeck” und in der Kantate „Carmina Burana” auf.

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