Das Energieunternehmen LEAG plant zusammen mit dem Umweltdienstleister VEOLIA eine Anlage, die Abfall thermisch verwerten und daraus Energie erzeugen soll. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren. Errichtet werden soll die Energie- und Verwertungsanlage – kurz EVA – am Standort Jänschwalde. Dagegen regt sich Widerstand – zu groß, zu schmutzig und zudem überflüssig, heißt es von Seiten des BUND und einer Bürgerinitiative. HERMANN sprach mit dem Projektleiter bei der LEAG, Frank Mielke, über das Projekt.
Herr Mielke, warum will die LEAG in Jänschwalde Abfall verbrennen?
Wir haben uns gemeinsam mit VEOLIA für dieses Projekt entschieden, weil wir einen Bedarf an thermischen Verwertungskapazitäten sehen. In unseren Lausitzer Braunkohlekraftwerken setzen wir seit den 2000er-Jahren im Rahmen entsprechender Genehmigungen aufbereitete Brennstoffe ein, die aus kommunalem und gewerblichem Abfall hergestellt werden. Diese werden als Sekundärbrennstoff mitverbrannt und ersetzen einen Teil der Braunkohle. Mit dem schrittweisen Kohleausstieg endet auch diese Mitverbrennung. Allein am Standort Jänschwalde betrifft das eine Kapazität von aktuell rund 400.000 Tonnen im Jahr, die sich ab 2026 deutlich reduziert und Ende 2028 ganz wegfällt. Mit der EVA, für die ein Brennstoffdurchsatz von maximal 480.000 Tonnen im Jahr geplant ist, könnten wir im etwa gleichen Umfang regionale Entsorgungssicherheit gewährleisten.
Wird eine so große Anlage überhaupt gebraucht, schließlich soll Abfall vermieden oder recycelt werden?
Für den Umgang mit Abfall gibt es EU-weit eine fünfstufige Hierarchie: Am besten ist es natürlich, Abfall komplett zu vermeiden. An zweiter Stelle kommt die Wiederverwendung, dann das Recyceln. An vierter Stelle steht die energetische Verwertung, also das Verbrennen unter Ausnutzung des im Abfall enthaltenen Energiepotentials. Aus aufwendigen Sortier- und Recyclingprozessen bleiben Reste übrig, für die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Verwertungswege notwendig sind. Die schafft die thermische Verwertung. Sie war bereits eine zentrale Voraussetzung, um bis 2005 Deponien für unaufbereitete Siedlungsabfälle schließen zu können. Ohne thermische Verwertungsanlagen würden etwa 450 Hektar an Deponierungsfläche benötigt – und das jedes Jahr.
Aber macht Müllverbrennung einen Standort nicht unattraktiv?
Nein, ganz im Gegenteil, denn thermische Verwertung ist nicht einfach Müllverbrennung. Der Brennstoff kommt aufbereitet in die Anlage, von Schadstoffen entfrachtet, und verfügt über einen hohen Heizwert. Die Energie, die bei der Verbrennung entsteht, können wir sinnvoll nutzen. Wir werden daraus Strom erzeugen, Fernwärme und Prozessdampf – allesamt wichtige Medien für die Entwicklung eines Industriestandortes. Die EVA wird nach aktuellen Technik- und Umweltschutzstandards errichtet, mit wirksamen Maßnahmen gegen Emissionen und Gerüche. Sie schafft 50 neue Arbeitsplätze und Aufträge für Servicepartner.
Was haben Cottbus und die Region davon?
Wie gesagt, wir erhalten damit einen Industrie- und Wirtschaftsstandort im Umfeld der Stadt. Energie spielt für viele Zukunftsthemen eine zentrale Rolle, und sie sichert die Fernwärme für Cottbus und Peitz. Wir haben einen Liefervertrag mit den Cottbuser Stadtwerken bis 2032. Hier wird die Fernwärme der EVA integriert werden und künftig etwa die Hälfte des Bedarfs der Stadt decken.
Interview Robert Gordon
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