Galerie Fango – von Kunst, Konsum und Nachwuchswünschen

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Äffchen gibt (kein) Küsschen

Vernissage in der Galerie Fango! Kein Sekt, kein Buffet, keine Reden. Keine Presse, kein Blitzlichtgewitter. Kein Wangenküsschen hier, kein Wangenküsschen da.

Ausstellungseröffnungen wie die des Künstlers Joachim Gutsche (1926-2012) in der Cottbuser Galerie und Bar Fango kommen ganz ohne den marktüblichen Schaulaufprozess aus. Gewollt und Gott sei Dank. Stattdessen sitzen hier die Gäste in Wohnzimmeratmosphäre auf schlicht bequemen Sofas oder an der grell orangefarbenen Bar. Beim Treff und Trinken mit Freunden oder auch bei einem der zahlreich veranstalteten, hochwertigen Konzerte kommen sie ins Gespräch über die ausgestellten Werke.

„Das ist“, sagt Jan Gerlach, Gründer der Galerie Fango, „nicht einfach nur ein Wegkonsumieren von Kunst, wie ich es schon bei so vielen Vernissagen erlebt habe.“ Und plötzlich kommt der für die Galerie inzwischen schon berühmte, beliebte und feine Sand auf dem Boden, in den man mit den Füßen gern allerlei Formen malt, gedanklich als Sinnbild eines fangonischen „Sand im Getriebe“ des typischen Kunstmarktes daher.

Auch wenn Leute nicht primär wegen der Ausstellungen und Werke in die Fango kämen, erklärt Jan Gerlach, besäße ihre Auseinandersetzung damit doch oft weitaus mehr Freimütigkeit und Authentizität. Es ist eine unkonventionelle Begegnung mit Kunst, die hier gepflegt wird.Galerie Fango_klein

Das indes ist nur ein Credo der 2001 gegründeten Galerie, deren Name buchstäblich zusammenge-„scrabbelt“ wurde. „Ein Name, der unbelastet und kontextfrei ist und den wir alle selbstbestimmt mit Inhalt füllen“, beschreibt Gerlach den namensimmanenten Anspruch der Galerie. Mit „wir“ meint er den Verein Kulturforum Cottbus e.V. und all dessen engagierte Mitstreiter. Die bezeichnen sich gern untereinander liebevoll als Äffchen – in Anlehnung an das Galerie-Logo eines Affen mit Schwanz in Form einer Spirale, die wiederum einzeln schon vorher gängiges Symbol der Fango war. Das Bild des Affen stammt vom Cottbuser Künstler Sven Pfennig, der die erste Ausstellung überhaupt im damals noch Einraum-Atelier ausrichtete und dessen Wirken gar die Galerie erst in Gang brachte und bis heute prägt.

Derzeit zählt der Verein ungefähr 50 Mitglieder. Doch die Fango-Äffchen möchten Nachwuchs. Jan Gerlach macht deutlich: „Nicht alle Mitglieder sind aktiv oder vor Ort. Außerdem steigt der Altersdurchschnitt und wir haben nur wenige Leute unter 26 Jahren.“ Manch andere Vereine können über diesen Schnitt vermutlich nur altersmüde lächeln, doch für die Fango und den Kulturforum Cottbus e.V. steht nun einmal die Förderung junger Leute, Kunst und Künstler im Vordergrund. Aktuellstes Beispiel ist die von Abiturienten des Max-Steenbeck-Gymnasiums selbst konzeptionierte Ausstellung mit eigenen Werken.

„Wer Zeit und Lust hat, sich im Verein zu engagieren, sowie Ideen für Projekte wie Workshops, Abendveranstaltungen und Ausstellungen hat – seien es eigene oder anderer Künstler, der ist bei uns willkommen. Gute Ideen treffen hier auf offene Ohren und fallen auf fruchtbaren, weil organisationserprobten Boden“, stellt Jan klar und lädt ein zum Plenum an jedem 2. Sonntag, 18 Uhr und ausschließlich Ü18.

In der Galerie Fango nämlich ist Rauchen erlaubt – außer am kürzlich neu eingeführten qualmfreien Freitag. Dafür gibt es ob Rückhalt und -sicht gegenüber allen auch ein Dankesküsschen.

Anne-K. Schöler-Rensch
Fotos: Clemes Schiesko

Amalienstraße 10 (Ecke Karlstraße), Cottbus

Mi-Sa ab 20.00 – open end

Aktuelle Ausstellung (bis 29.4.):
„Gebrochene Identität“ – Ausstellung von Joachim Gutsche

www.fango.de

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