Immer Gastgeber sein – Christian Matthée

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UM6 schlägt seine Stunde, „rbb UM6“ heißt das Ländermagazin des rbb-Fernsehens, das Christian Matthée im Wechsel mit drei weiteren Kolleginnen wochentags um 18 Uhr moderiert. Seine Stunde. Moderator ist ja – per definitionem – einer, der begrüßt, einführt, lenkt, steuert. Ganz frei übersetzt also: Ein Gastgeber. Ein Hobby von ihm. Er hat es zu seinem Beruf gemacht. Vielleicht stammt die Saat dafür von seiner Großmutter, die einst in Bad Liebenwerda eine Gaststätte führte. Die Oma hat ihn in der Kindheit mit geprägt. Längst in Cottbus, verbrachte er Wochenenden und Ferien liebend gern in der Kurstadt im Elbe-Elster-Land. Da erlebte er, was es braucht, für Gäste da zu sein: Aufmerksamkeit, Freundlichkeit, Interesse für deren Befindlichkeit, ihre Erlebnisse, ihre Freuden, ihre Sorgen, ihre Probleme. Alles das, was er, wenn er heute vor Kamera und Mikrofon tritt, im Blick hat. Freundlich, verbindlich, Emotionen auf das Gesicht geschrieben.

Ein bisschen nach 6 eine etwas unerwartete, nicht alltägliche Begegnung mit dem 36-Jährigen, am frühen Abend der Pfingsttage. Christian Matthée als Moderator im Vorprogramm der Spreewälder Sagennacht 2016. Die Kulturakademie Niederlausitz hatte ihn zusammen mit Michael Apel zu einem der „Gastgeber“ für Lutki, Mittagsfrau und Blud gemacht. Er sprach Wendisch und stand auf gutem Fuß mit den Sagenfiguren. Nicht alltäglich? Aber auch nicht selten. An Sonnabenden hat man ihn, wenn man mittags das rbb-Fernsehen einschaltet, auf dem Bildschirm, den Mittagsmann gewissermaßen, der mit offensichtlich lupenreinem Wendisch die Sendung „Luzyca“ gestaltet. Ein Wende also? Nein, aber einer, der die lebensgefährdete Sprache gelernt hat und heute sagt: „Diese Sprache ist Heimat für mich.“

Bewirkt hat das eine offenbar rundum wunderbare Wendisch-Lehrerin in einer Cottbuser Grundschule, von der er noch heute in höchsten Tönen spricht. Die hatte es dem kleinen Christian so angetan, dass er ihren Unterricht, der eigentlich nur auf Elternwunsch erteilt wurde, heimlich besuchte. Die Mutter wollte, dass der Junge erstmal richtig Deutsch und Mathe lernt. Als sie ein halbes Jahr später dahinterkam, gab sie ihre Einwilligung.

Gut getan, denn das Wendische, bis zum Abitur im Niedersorbischen Gymnasium weiter auf vielfältige Weise gepflegt, öffnete ihm viel später die Türen zu Rundfunk und Fernsehen und zu den Menschen, die es als Muttersprache verwenden.

Ein Tausendsassa, der von diesem Zahlenlob mindestens fünfhundert abgibt, indem er bescheiden sagt: „Als Moderator repräsentiere ich ein ganzes Team im Studio, ohne das meine Arbeit nicht möglich wäre.“ Auch das eine seiner Aussagen: „Ist es nicht ein Privileg, diese Arbeit tun zu dürfen, mit Menschen, für Menschen?“ Da kann er, er ist ein begeisterter Skifahrer, den Wolken ruhig mal ein Stück näher rücken. Er wird nie die Realität aus dem Blick verlieren.

Klaus Wilke

Foto: rbb

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