Kaiserkomödie im Welterbe

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Die zweite „Winterbühne im Schloss“ lockt mit Gastspielen enterbte Künstler gen Bad Muskau

Dresdentypische Ignoranz führte eins zur Aberkennung des Welterbetitels – für eine Brücke am falschen Standort mit altertümlichen Bügeleisendesign an der breitesten wie schönsten Stelle des innerstädtischen Elbtales. Dieses, dass weiß man in Cottbus dank der „Heritage Studies“ an der BTU ziemlich gut, hatte zuvor die Unesco für würdig genug befunden – und zwar für Kultur- wie Naturerbe, aber nur bei ungestörtem Fluss- statt Verkehrsablauf. Dies war Stadt wie Land ziemlich egal, so wurde nach langer Diskussion im Namen der Welt wieder enterbt.

Im gleichen Jahr wie Dresden erfuhr Bad Muskau dank Pücklerpark das Glück – allerdings auf polnischen Antrag hin, weil der größere wie wildere Teil jenseits der Neiße liegt. So müssen nun die weltkulturfühligen Landeshauptstäder weit nach Osten zur nächsten materialisierten Welterbestätte reisen. Dieses Welterbereisen hat seit vergangenem Februar eine neue Qualität: Es gibt im Schloss Bad Muskau eine „Winterbühne“, die nun zum zweiten Mal gastiert: von 7. bis 9. Februar wartet ein Wochenende, dass in sich trägt: schräger Humor, herrliche Musik, gut aufgelegte Künstler reisen aus der Landeshauptstadt an. Dazu Fassadenillumination von Claudia Reh, Konzerte, Kinderprogramme – bei der zweiten Edition 2020 werden nun erstmals alle Generationen angesprochen. Der Erfolg im Vorjahr ermutigte nun die Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau anno 2020 gar einen ganzen Kulturwinter auszurufen. Und so wird für das Winterbühnenwochenende auch die Dauerausstellung im Schloss eigens geöffnet.

Kulturasyl erbeten

 Los geht es am Freitagabend (18 Uhr) auf dem Marktplatz von Bad Muskau, um mit Lampions, Fackeln und musikalischen Ständchen zur Eröffnung zum Schloss zu ziehen. Dort im Großen Saal folgt ab 19 Uhr die Aufführung von „Präludium und Unfug“ der mittlerweile schon legendären Serkowitzer Volksoper, die seit 2011 jährlich eine Uraufführung bietet. Hier widmet sie sich der Kaffee- und der Bauernkantate und nennt das Ganze erläuternd: „Ein Sandwich nach Johann Sebastian Bach“.

Diese Truppe unter Leitung von Regisseur und Bass Wolf Dieter Gööck und Musikprofessor Milko Kersten spielt am Sonnabend (19 Uhr) und Sonntag (16 Uhr) wieder, aber nun das jüngste Werk namens „Romulus der Große“ – auch hier der Untertitel fürs Verständnis wichtig: „Eine barbarische Hühneroper nach Dürrenmatt und Händel“, wobei ersterer seinen letzten römischen Kaiser stiftet, während letzterer Stücke aus seiner Oper „Julius Cäsar“ knapp drei Jahrhunderte nach der Londoner Uraufführung liefert.

Der Sonnabend gehört zuvor ab 15 Uhr mit zwei Konzerten der Musik für Erwachsene, der Sonntag ab 11 Uhr den Kindern: Es gastieren mit „Der kleine Maulwurf“ (11 Uhr) das Parktier des Jahres (mit Musik von Vivaldi!) und der „Bücherwurm Fridolin“ (16 Uhr), jeweils als Konzertprogramm in der Schlossbibo – ab 18.30 Uhr ist die Verabschiedung im Schlosshof mit Feuertanz plus Musik – für rund 50 Stunden erwacht das Welterbe aus dem Winterschlaf.

Gut zu wissen: Die Uraufführung von beiden Stücken fand in der Dresdner Sommerwirtschaft Saloppe, also oberhalb des gleichnamigen Wasserwerks, statt. Von dort abwärts wandelnd lässt der Dresdner Frevel am besten erkunden. Und damit die Sehnsucht nach Bad Muskau.

Andreas Herrmann

 

Winterbühne im Neuen Schloss Bad Muskau vom 7. bis 9. Februar 2020, Vorverkauf bei „Bad Muskau Touristik“ (Kirchplatz 5).

www.serkowitzer-volksoper.de

 

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