Kolumne Februar 2019

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Physik? Schmeckt mir nicht.

Schnee wird schwerer, wenn er schmilzt. Hätten Sie es gewusst? Aus einem Kilo Schnee können da schnell mal zwei werden, nur durch den Vorgang des Schmelzens. Ganz im Stile der alten Fangfrage: Was ist schwerer, ein Pfund Federn oder ein Pfund Blei? Der Wasseranteil verdoppelt sich quasi wie durch (Wasser-)Geisterhand. Das ist natürlich völliger Mumpitz, einige Medien haben daraus in ihrer Berichterstattung zu den heftigen Schneefällen in Bayern und Österreich aber einen eiskalten Fakt gemacht und damit für leidenschaftliches Gekicher gesorgt. Aber greifen wir dieses Bild des sich selbst vermehrenden Schnees doch noch einmal auf. Wie praktisch wäre das denn bitte? Einmal im Jahr würden wir den Schnee von gestern im Gefrierschrank durch ein neues Kilo austauschen. Zapfhahn reingedrückt, fertig wäre der eisgekühlte Wasserspender. Alles, was übrig bleibt, schmeißen wir in Brandenburgs zweittiefstes Loch (direkt nach dem BER), den künftigen Cottbuser Ostsee. Sobald es wieder wärmer wird, wäre die Grube damit ruck, zuck voll. Nimm das, Physik! Übrigens, das nur am Rande: Die Flutung dieses künftigen Badeparadieses direkt vor den Toren der Stadt ist übrigens immer noch im Zeitplan, obwohl der eigentliche „Wasser marsch!“-Termin schon im November war, das neue Zulaufbauwerk aber noch immer trocken ist. Daran ist nicht nur die Dürre dieses absurd langen Sommers schuld, sondern auch der Blätterwald aus Genehmigungen und Gutachten, in dem sich offensichtlich gleich mehrere Verwaltungsmitarbeiter verlaufen haben. Es ist, als wolle die öffentliche Hand, dass die Liste von Problemen mit Großprojekten unbedingt länger wird. Läuft da ein Wettbewerb mit einem anderen Bundesland, von dem wir nichts wissen? Hoffen wir, dass sich Cottbus daran nicht beteiligt. Die Lausitzmetropole  hat nämlich Großes vor. Nichts Geringeres als ein gallisches Dorf der Digitalisierung im analogen Brandenburg schwebt dem Chefinformatiker der Stadt vor. Auf einem Bürgerdialog im Januar wollte die Stadt ihren Bürgern das Konzept näherbringen. Dabei haben sich die Verantwortlichen aber derart in technologische Details vertieft, dass manch ein Zuschauer vermutlich bis heute verwirrt durch die Flure des Stadthauses irrt. Vieles davon klingt aber gar nicht so übel, wenn man sich näher damit auseinandersetzt: Den neuen Perso von der Couch aus beantragen oder von der Bäckerei um die Ecke per Cottbus-App über das heutige Kuchen-sonderangebot informiert werden, als das soll bald möglich sein. Ich denke, das schafft vor allem faule und dicke Einwohner. Glücklicherweise verdoppelt sich Bauchspeck nicht,wenn er schmilzt. Oder doch?

Sebastian Schiller

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