Dieter „Maschine“ Birr hat eine Menge Songs für die Puhdys geschrieben, die zum ostdeutschen Rockmusikkanon gehören. Wie sehr sie auch Leute geprägt haben, von denen man es kaum glaubt, zeigt sich an einem zum 25. Puhdys-Jubiläum erschienenen Tributalbum mit diversen Punkbands. Bevor die Puhdys ihr 50. Bandjubiläum feiern könnten, sind sie nun jedoch von der Bühne abgetreten. Nur ihr Frontmann Maschine macht munter weiter. Obwohl er die Puhdys-Trennung 2014 so begründete: „Wir wollen ja nicht eines Tages von der Bühne fallen.“
Offenbar sprach er nur für seine Bandkollegen, nicht für sich. Schließlich hat er vor kurzem sein zweites Soloalbum mit dem programmatischen Titel „Neubeginner“ veröffentlicht. Im Prinzip ist es sein drittes, denn die 2014er Platte „Maschine“ war nicht sein Solodebüt. Das war die Amiga-LP „Intim“ von 1986.
Warum sich der 72-Jährige noch mal einen Neubeginn zumutet oder zutraut, was auch immer, erklärt er selbst mit der Gegenfrage: „Was soll ich sonst machen, die ganze Zeit zu Hause rumsitzen?“ Tatsächlich wirkt er keineswegs wie ein Rockerrentner. Andererseits, auch nicht wie ein Neubeginner. Für jemanden, der schon seit fast fünf Jahrzehnten im Geschäft ist, wirkt es leicht übertrieben. Schon in den Sechzigern spielte er in Ostberliner Gitarrenbands wie Telestar. Mit den Puhdys hat er später den kommerziell orientierten, mainstreamigen Ostrock dominiert und ihn auch in die westliche Welt getragen.
Als Neubeginner sieht er sich trotzdem. „Bis jetzt waren die Puhdys mein Lebensinhalt, und jetzt ist eben alles neu, und dann verändert sich natürlich eine Menge im Leben. Das ist, wie wenn du die Firma wechselst. Da musst du dich ja auch erst wieder neu einfinden.“ Abgesehen davon will er nichts gegen seine alte Firma Puhdys gesagt haben. Die sei ganz toll gewesen. Dass durch die Tätigkeit bei der bekannten Vorgängerfirma allerdings auch die Fallhöhe nicht eben gering ist, ist ihm durchaus klar. Ein Flop als Solist wäre auf jeden Fall „eine ganz schöne Schramme fürs Ego“, sagt er.
Nun, die Gefahr ist praktisch gebannt, da das „Neubeginner“-Album gleich nach Erscheinen ordentlich in den Verkaufscharts abging. Einen Anteil daran haben auch bekannte Musikerkollegen, u.a. wirkten Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker, Karat-Bassist Christian Liebig, Dirk Michaelis und János Kóbor von Omega mit. Zudem sind einige Songs gemeinsam mit Heinz Rudolf Kunze entstanden. Da Maschine noch nie ein großer Freund des Textens war, hat er sich vom Kollegen helfen lassen.
Thomas Lietz
Konzerttipp:
1. Februar, 20 Uhr, Stadthalle, Cottbus
Mehr Infos: www.dieter-maschine-birr.de