René Klötzer erobert Nimmerland

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Was der Cottbuser Balletttänzer René Klötzer und Peter Pan gemeinsam haben

Wenn man die Ortsangabe Nimmerland hört, denkt man an „nirgends“ oder „nirgendwo“, an einen Ort, den keiner je betreten hat oder betreten wird. Hunderttausende von Kindern und Kind Gebliebene aller Generationen, die die Bücher von James Matthew Barrie über  Peter Pan gelesen haben, werden vehement widersprechen: Nimmerland gibt es. Nimmerland sei Immerland für Kinderträume. In Cottbus werden sie sich dabei auf einen Kronzeugen berufen. Der heißt René Klötzer, ist Balletttänzer und tanzt die Hauptrolle in dem Ballett „Peter Pan“ (Choreografie: Manuel Joel Mandon; Libretto: Michael Böhnisch).

Klötzer ist Peter Pan, wenn der Vorhang aufgeht, und er ist es, bis er fällt. Jedenfalls sagt er, dass er sich voll mit dem kleinen Tausendsassa identifizieren kann. Fliegen wird er wie Peter Pan, scheinbar der Schwerkraft trotzend, von Nimmerland, ins Immerland, ins Kinderland, nach Cottbus, in aller Herzen, deren Kinderzimmerfenster offenstehen. „Ich fühle mich wohl in dieser Rolle“, sagt René Klötzer, „kann Grenzen ausloten und alle Dinge locker nehmen. Ich habe mein Nimmerland gefunden, im Tanz und in dieser fantastischen Ballettcompagnie des Cottbuser Theaters. Hier fühle ich mich angekommen, angenommen, aufgenommen, hier kann ich mich ausprobieren, immer Neues kennenlernen.“

Wie der gebürtige Dresdner zum Tänzer wurde und nach Cottbus kam, ähnelt einem Peter-Pan-Flug. Mit neun widmete er sich in einer Tanzschule Standardtänzen.  Ein Tag der offenen Tür der Palucca-Schule weckte sein Interesse am Bühnentanz. Er bestand die Aufnahmeprüfung; mit zwölf begann sein Studium. „Das war das Richtige für mich, da ich ein ausgesprochener  Fantasiemensch bin, für den es nichts Unmögliches gibt. Auch die Abenteuer der Kinder mit PP gehören in die reale Welt.“

Die Palucca-Schule förderte in ihm die Lust an der Fantasie,  die Fähigkeit zur Improvisation und das Vermögen, tänzerisch Charaktere und Konflikte zu gestalten. Die Welt stand ihm offen; er flog durch sie wie PP. Er war 2002 Teilnehmer am Ballett de Jeunes de Europa und erhielt 2005 das Esther-Arnhold-Seligman-Stipendium, praktisch das Ticket zum American Dance Festival. Das waren, wie auch Auslandsauftritte in Japan, China, England und Frankreich, Gelegenheiten, mit sich selbst zu experimentieren, neues Terrain abzustecken.   Ein Satz von René Klötzer: „Ich war mit dem Diplom-Abschluss bei Palucca so etwas wie ein Rohdiamant.“  In Trier, wo er von 2005 bis 2015 fest engagiert war, erkannten Choreografen wie Sven Grützmacher und Lars Scheibner (beide haben schon in Cottbus gearbeitet), was aus diesem „Diamanten“ werden kann – er erhielt Feinschliff. René Klötzer: „In Trier fand ich zu mir selbst.“ Er tanzte den Narren im „Narrenschiff“ und porträtierte tanzend den Maler Marc Chagall. Vortreffliche Nahrung für seine Fantasie. „Es ist höchst motivierend, wenn man sich selbst wachsen sieht.“

Seit 2015 gehört Klötzer fest engagiert zum Ballett des Staatstheaters. Hier verkörperte er Dorian Gray und den Maler Diego Rivera. „Ich liebe es, Figuren Leben einzuhauchen, nachzuempfinden, was sie empfunden haben, das Publikum einzufangen und nachdenklich zu stimmen. Um danach auf neue Entdeckungen zu gehen.“ Ein bisschen eben wie Peter Pan.

Klaus Wilke

Termine „Peter Pan“ am Staatstheater Cottbus: www.staatstheater-cottbus.de

Foto: Hoch hinaus wie Peter Pan: René Klötzer (Probenfoto © Marlies Kross)

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