Seit 75 Jahren kümmert sich Familie Klaus mit Expertise und Herzblut um die Schuhe der Cottbuser. Heute leitet Günter Klaus die Schuhmacherwerkstatt – und blickt selbst auf ein langes Berufsleben zurück.
„Mein Vater hat den Betrieb in der Berliner Straße gleich 1945 aufgebaut. Ich war schon als kleiner Junge immer in der Werkstatt.“ Damit stand sein Berufswunsch fest. 1963 begann er seine Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher. „In der DDR war die Ausbildung so strukturiert, dass man zunächst den Schuhmacherbrief machte. Erst dann durfte man den Orthopädiemeisterbrief machen. Aber es war schwierig, da Fuß zu fassen. 1968, nach meiner Armeezeit, arbeitete ich zunächst in einem Spremberger Schuhmacherbetrieb. Danach war ich Werkstattleiter auf dem Flugplatz – bei der Schuhmacherei.“ Am 1. August 1981 übernahm er dann das Unternehmen seines Vaters.
Was änderte sich durch die Wende? „Anfangs lief es bombig.“ 1992 baute Günter Klaus sogar einen zweiten Standort auf, in der Stadtpromenade 12. Die Wende bedeutete aber auch: neue Betriebsabläufe, neue Werkstoffe. Als Obermeister der Schuhmacherinnung sorgte Günter Klaus für Exkursionen und Schulungen, auf denen sich die hiesigen Schuhmacher über die Neuerungen informierten. Zudem organisierte er jährlich Innungsreisen „nach Kroatien, Budapest, Paris – da wäre manch älterer Kollege sonst nie hingekommen.“ Vor sechs Jahren beschloss er, kürzer zu treten und schloss das Geschäft in der Berliner Straße. Eigentlich könnte er sich mit seinen über 70 Jahren längst zur Ruhe setzen. Aber: „Ich möchte so lange wie möglich weiterarbeiten. Meine Frau hat immer gesagt: „Schuhmacher ist nicht ein Beruf sondern eine Berufung.“
Jasper Backer