Seinen Bekanntheitsgrad verdankt Henry Frenzel seinem Hobby. Hatte sich doch der aus dem Kolkwitzer Ortsteil Zahsow stammende Diskotheker (bis 2016 als „DJ Birne“ unterwegs) dem deutschen Blödelbarden Otto Waalkes verschrieben und den Emdener täuschend echt imitiert. Von 2005 bis 2018 trat er als “alias Otto” bei ungezählten Familienfeiern auf, aber auch Volksfest-Veranstalter buchten den heute 31-jährigen allzu gern.
So durfte er 2016 nicht nur zu den Rosengartenfesttagen in Forst neben Mary Roos und Ross Antony auf der Bühne stehen. Immerhin drei Mal wurde er für die rbb-Fernsehproduktion „Heut’ steppt der Adler“ engagiert.
Besonders groß war die Freude des Imitators, als er sein Vorbild 2011 in Cottbus das erste Mal traf und ihm eine DVD mit Bildern und Videos persönlich bei der Autogrammstunde übergeben konnte. Zu seiner großen Freude fand Waalkes die Kunst seines Doubles großartig, so dass er sich wohl den Namen gemerkt hat und er weiß seitdem, dass es in der Lausitz ein Double von ihm gibt. Wann immer Otto Waalkes in der Cottbuser Stadthalle oder auch in Frankfurt an der Oder auftrat, saß Henry Frenzel im Publikum, um nach dem Ende der Veranstaltungen sein Vorbild für einen kurzen Plausch aufzusuchen. Vor zwei Jahren legte Frenzel dann Perücke, Gitarre und Basecap beiseite und beendete damit seine bemerkenswerte Karriere als Otto-Imitator.
Kurz danach wurde ihm eine Nebenrolle im Kinofilm „Lindenberg! Mach dein Ding“ übertragen, als er mit Jan Bülow und Max von der Groeben arbeiten durfte. Doch leider war die betreffende Szene für den Film nicht mehr relevant, so dass dieser Teil im Kino komplett fehlte. So jedenfalls die Aussage der Regisseurin Hermine Huntgeburth in einem Interview mit der Hamburger Morgenpost.
Längst aber hat Henry Frenzel beruflich Fuß gefasst, nachdem er eine dreijährige Ausbildung in Wiesbaden zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik absolviert hatte. Die Ausbildung umfasste alle Bereiche, wie Bühne, Licht, Ton und Video, er selbst hat sich dem Zweig „Licht“ verschrieben. Inzwischen ist er im Berliner Hotel „Estrel“ angestellt, doch wenn es die Freizeit hergibt, genießt er hier und da kleine Rollen als Komparse vor der Kamera. So ist er unter anderem in der Netflix-Produktion „Dogs of Berlin“ gut zu sehen. Somit bleibt er seiner bescheidenen Unterhaltungskunst treu.
Allerdings musste sich auch der Amateur-Künstler, der zugleich ein „Mann hinter den Kulissen“ ist, den Corona-Einschränkungen unterziehen, die bekanntlich geradezu katastrophale Auswirkungen auf die Veranstaltungsbranche haben. Viele Betriebe standen von jetzt auf gleich inzwischen über Monate ohne Aufträge da. Nicht nur die Künstler, die auf der Bühne arbeiten, sondern auch die vielen Helfer „hinter den Kulissen“ sind betroffen. Ob Bühnenhandwerker, die Techniker für Licht und Ton oder Maskenbildner alle müssen weitgehend auf ihre Tätigkeiten verzichten, zeitgleich freilich auch auf ihre Bezüge. Um auf diese prekäre Situation aufmerksam zu machen, führten Veranstaltungstechniker in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni deutschlandweit an 5220 Gebäuden eine besondere Lichtinstallation durch. Auch das Kolkwitzer Rathaus leuchtete an besagtem Montag ab 22 Uhr ganz in Rot auf. Initiator der Aktion in der Großgemeinde war eben jener Henry Frenzel, der damit die Verbundenheit zu seiner Heimat dokumentierte. „Mit unserer Aktion, der sich bundesweit 5041 Unternehmen angeschlossen hatten, wollten wir nachdrücklich ansagen, dass es ohne die Leistungen der im Hintergrund tätigen Mitarbeiter kaum noch Kulturevents, Theater- oder Schauspielvorführungen geben wird. Welch ein Defizit an kulturellen Möglichkeiten es bei den Menschen gibt, mussten wir allen in den vergangenen Wochen schmerzlich erfahren. Damit dies kein Dauerzustand wird, muss der Veranstaltungswirtschaft umgehend geholfen werden“, so der Appell auch eines Henry Frenzel.
Georg Zielonkowski