Sisyphos auf Gut Geisendorf

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Sei auf alles gefasst, wenn du nach Monaten mal wieder in die Gegend um den Tagebau Welzow –Süd fährst. Wo gestern noch ein Loch war, steht heute ein Weinberg, der immerhin der fünfthöchste Berg in Brandenburg ist, und schon morgen wird er zum sechsthöchsten geschrumpft sein, weil ihm sein jüngerer Bruder über den Kopf gewachsen ist. Die Gartengestaltung im Mega-Format kann man von der Gartenlaube deluxe, dem Gut Geisendorf, hervorragend beobachten. Wer hier öfter mal vorbei kommt, hat in den letzten Jahren in eine gewaltige Schlucht geschaut, hat die Förderbrücke vorbeiziehen sehen und spektakuläre in Szene gesetzte Kunst erlebt. Wer jetzt auf der Terrasse des alten Gutshauses aus dem 17. Jahrhundert steht, blickt auf einen Teich, eine Ebene und einen entstehenden Höhenzug. Hier scheinen Riesen in ihrem Sandkasten ihre Lust an Landschaftsgestaltung auszuleben. Das Material besteht aus jeder Menge Lausitzer Sand, Ton und Erde, Wasser, große und kleine Steine, Samen und Setzlinge. Weniger als ein Jahrzehnt ist vergangen, seitdem die Landschaft zwischen Gut Geisendorf und Steinitz von Vattenfall in Anspruch genommen und wieder verfüllt wurde. Jetzt soll das Relief fast wieder so entstehen wie es einst war. Dazu wird  derzeit der Steinitzer Berg geschüttet als Grundlage für die folgende Renaturierung.  Aber gerade hier hat Rekultivierung hat ganz besonders viel mit Kultur zu tun. Kunst und Kultur sind im Gut Geisendorf zuhause und der Blick aus dem Fenster ist immer auch der Blick auf die Kulisse für ein Spektakel der Schöpferkraft und des Wandels. Das Drehbuch ist geschrieben, die Entwürfe sind fertig. In Szene gesetzt wird unter anderem die Geschichte von König Sisyphos, der dazu verdammt wurde, einen gewaltigen Stein auf einen Berggipfel zu rollen, der aber immer kurz vor dem Ziel von der Schwerkraft zurückgezogen wird. Der Künstler Steffen Mertens sieht das nicht so pessimistisch. Er lässt seine Sisyphosse  am Berg agieren und beschreibt damit das Leben, wie es eben spielt.  Für sein Projekt konnte er aus einer viertel Million Findlinge sieben Steine auswählen, die seine stählernen Sisyphosse die Sichtachse zum Berg hinauf rollen werden. Beim Schweißen der Figuren werden ihm Auszubildende der Lehrwerkstatt in Schwarze Pumpe zur Seite stehen. Spannend das Ganze, ohne Frage. Wer das Entstehen von Landschaft und Kunstprojekt verfolgen möchte, bekommt zusätzlich gute Gründe serviert, sich übers Jahr verteilt immer mal wieder auf den Weg zu machen. Am 2. April beginnt die Saison für alle, die Literatur, Musik und Kunst an besonderen Orten genießen wollen.

„Lieder und andere Gemeinheiten“ vom Duo Stellmäcke & Müller geben den Auftakt für das Kulturjahr 2016 auf Gut Geisendorf. Am 3. April  wird dann die Galerie eröffnet, die Werke verschiedener Künstler präsentiert. Der Geisendorfer Musiksalon, zu dem in diesem Jahr neun Mal eingeladen wird, hat Folk, Rock, Klassik und Theater auf der Karte. Lesung, Workshop, der Kunstmarkt im Oktober und ein Puppenspiel zur Weihnachtszeit runden das Menü ab und am 3. Juli treffen sich alle Tagebaunachbarn zum Bergmannstag. Alle Kunstgenüsse vor wandelbarer Naturkulisse sind unter www.gut-geisendorf.de aufgelistet.

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