Spot on: Die Stimme des Vaters

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(hermann Dezember-Ausgabe 2016) ///
Ich würde, wenn dies denn mein Metier wäre, einen Film über sie drehen. Prof. Dr.-Ing. Angelika Mettke aus der BTU Cottbus – Senftenberg ist nämlich eine Frau, wie sie im Buche steht oder wie man sie eben im Film sehen kann. Ich würde mit dem vorläufigen Höhepunkt ihrer erfolgreichen Laufbahn beginnen: Bundespräsident Gauck überreicht ihr am 30. Oktober in Würzburg den Deutschen Umweltpreis. Augen, die sonst Bauwerke prüfend in den Blick nehmen, drohen – was für ein Augenblick auch! – überzulaufen. Dann würde ich sie mit ihren Studenten zeigen, die an neuen Methoden für bauliches Recycling – das ist Prof. Mettkes Arbeitsgebiet – knobeln.

Aber alle Sache hat ihren Anfang. Während die festlichen Bilder verblassen und verschwimmen, lässt die Kamera Vergangenheit aufscheinen. Der Vater, da schon Opa geworden, mit der Mülltonne auf dem Weg zur Deponie und auf dem Rückweg, mit tausendundein Dingen beladen, die andere weggeworfen hatten und aus denen er Schönes und Abenteuerliches für seine Enkel bastelt.

Großaufnahme. Sie hat das Wort: „Vater sagte immer,  jeder Gegenstand bestehe aus Material und Gedanken. Wegwerfen sei das Letzte. Ich habe diesen Wert schätzen gelernt und bin deshalb immer darauf aus, Werte zu erhalten.“

Angelika Mettke ist seit Jahrzehnten Bauingenieur, „mit Leib und Seele“, wie sie sagt. 20 Jahre hat sie selbst in der Platte gewohnt, Bilder von Sachsendorf, Wohnhäuser, Kindergarten, Schule, Parkplatz, Straßenbahn – alles nahe beieinander – Neubauten waren begehrt in der DDR… und standen nach 1990 zu Tausenden leer. Dass diese nur so zerstört werden sollten, damit konnte sie sich nicht abfinden, hörte wieder die Stimme des Vaters. Beton rief, um Landschaften vor Narben und Auswüchsen von Kiesgruben und Deponien zu schützen, nach Wiederverwendung. Statt Schutt sagte sie Schutz. Für die Landschaft, für den Städtebau, für das kommunale Geldsäckel.

Dann bringen wir neue attraktive Neubauten ins Filmbild, ihre Referenzen: u.a. ein Vereinshaus in Kolkwitz, Vereinshaus und Freizeitpark in Gröditz und einen entstehenden Kletterfelsen im BTU-Campus (so was hat noch keine Uni in Deutschland). Der Kletterfelsen ist wie ein Symbol für Angelika Mettke. Doppelbild in meinem Film: kletternde Freizeitsportler und die Wissenschaftlerin, die alles, von der ersten Vorlesung bis zur Professur, an der Ingenieurhochschule, die später zur BTU wurde, absolviert, erklommen hat.

Im Schlussbild sehe ich sie für das Recycling werben, überzeugend, kompetent, charmant, aber notwendig: Recycling kommt nicht von allein.

Klaus Wilke

Foto: Prof. Dr. Angelika Mettke (© DBU/Himsel)

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