Spot on: Meinhard Bärmich

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Egal, ob Jesus oder Marx

Der Maler und Grafik-Designer Meinhard Bärmich (64 J.) hat viele Freunde unter Lausitzer Autoren und Lesern. Den einen illustriert er ihre Geschichten, den anderen bereitet er Vergnügen mit seinen zeichnerischen Einfällen. Eigentlich illustriert er ja nicht nur. Er gibt etwas dazu, gibt sich hinzu. „Wenn mich ein Text interessiert und packt, meine ich: Nee, dazu will ich auch was sagen!“

Nach Illustrationen für Bücher u. a. von Waltraut Skoddow, Michael Becker, Hellmuth Henneberg, Ursula Strzodka brachte er sich nun in den Aphorismenband von Hartmut Schatte ein: „Die Realität ist noch schlimmer als die Wirklichkeit“ (Regia Verlag, 15 EUR, mehr dazu auf der Seite Buchäcker). Da haben sich zwei Weise gefunden und auf ihre Weise Sachen auf den Punkt gebracht. In Wort und Bild haben sie dementiert, wenn und wo jemandem etwas weisgemacht wurde.

Meinhard Bärmich stammt ja aus einem Elternhaus, das nur durch Weisheit existieren konnte. „Meine Mutter war katholisch, Kindergärtnerin und ehrenhaft, mein Vater Kommunist und genauso ehrenhaft.“ Konnte das gutgehen? Es ging gut. „Vater sagte mal: ,Jesus oder Marx, da brauchst du nicht lange zu wählen. Beide wollten das Gute, und darauf kommt es an, mein Junge.‘“

Das hat er seinen ganz und fast erwachsenen Kindern (40 und 18 J.) weitergegeben, die die Digedags, farbenprächtige DEFA-Märchenfilme und Rolling Stones erleben durften, als kaum noch einer von ihnen sprach. „Es steht immer die Frage“, sagt er, „was muss man weiterreichen? Kultur darf nicht durch Modetrends vergessen oder zerstört werden.“ Da ist es wieder, das Dazugeben, das Sich-Einfügen. Davon lebten auch Bärmichs Theaterplakate für die Neue Bühne Senftenberg. „So was muss neugierig machen, der Betrachter sollte einem Geheimnis gegenüberstehen, das er durch seinen Theaterbesuch lüften kann. Das große Aha muss dabei sein.“

Warum muss ich nur an große Russen wie Solschenyzin oder Tolstoi denken, wenn ich angeregt mit Meinhard Bärmich rede? Sind es die Reste seiner Haartracht? Die Barttracht? Sind es die tiefgründigen Gedanken? Die verschmitzten Augen? Ich hätte solche Gedanken nicht allein, sagte er. Schon in der Schule habe man ihn Puschkin getauft. Da ging er in die Welzower Puschkin-Oberschule und schrieb dazu noch Gedichte. Das Schreiben liebt er auch heute noch. Irgendwann wird ein Buch mit seinen Texten erscheinen. Einen Illustrator hat er auch schon: Meinhard Bärmich.

Klaus Wilke

Info
Buchpremiere mit Hartmut Schatte und Meinhard Bärmich: 18. Oktober, 18 Uhr, Hugendubel.
Moderation: Klaus Wilke; Zeichnungen von Meinhard Bärmich bis November auch bei Hugendubel.

Foto
Meinhard Bärmich
Foto: Gerd Rattei

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