Theatergeflüster

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Immer wieder hörte man in diesem Jahr, dass viele Bienenvölker den warmen Winter nicht überlebt haben. Wie es wohl anderen staatenbildenden Pollensammlern mit dem Klimawandel geht? Hummeln etwa? Ich will es genau wissen und mache mich auf die Suche nach einem auskunftsfreudigen Gelb-Schwarz-Kittel. Im Blumenbeet des Schillerparks mit Blick auf sein geliebtes Theater (wo auch sonst) treffe ich das Maskottchen der Familienkonzerte: Mats Hummel. Einen Döner Kebab umsummend, erklärt er mir, dass er dem unangenehmen Klima einfach davonfliegt. Das kalte Sommerwetter in Cottbus zum Beispiel passt ihm gar nicht, weshalb er sich gleich morgen auf und davon macht: per Flügelschlag geht es in die sonnigheiße Türkei. „Hummel müsste man sein!“, denke ich und seufze sehnsüchtig. Mats tröstet mich schnell: Allen Daheimgebliebenen wird er am 3. Juli beim Familienkonzert im Großen Haus von seinen Erlebnissen berichten. Natürlich musikalisch, mit Unterstützung des berühmten, türkischen Spaßvogels Nasreddin Hodscha. Für den kommenden Winter hat er auch schon vorgesorgt: Anfang Dezember wird er in Russland, der Heimat des Komponisten Peter Tschaikowski, den Nussknacker besuchen und dessen Melodien zum Familienkonzert am 11. Dezember mitbringen. Nach dem Weihnachts- und Silvesterstress macht er gar Urlaub in einer anderen Dimension: Harry Potter und „Der Zauberlehrling“ von Paul Dukas erwarten ihn. Sobald er aus Hogwarts zurück und wieder flugtauglich ist, verabschiedet er sich ins italienische Verona, um bei „Romeo und Julia“ vorbeizuschauen. Dann ist erst einmal Pause – Pollen müssen gesammelt werden, damit er Ende Juni gut genährt nach Frankreich aufbrechen kann. Mit Maurice Ravels „Ma mére l’oye“ (Mutter Gans) im Gepäck kehrt er am 2. Juli 2017 pünktlich zum letzten Familienkonzert zurück. Ich wünsche Mats einen guten Flug und verabschiede mich. Nun, da ich um die Weltenbummler-Gene der Hummeln weiß, freue ich mich umso mehr über jeden plüschigen Pollensammler, der den hiesigen Wetterkapriolen trotzt und summend meinen Weg kreuzt.

Maria Tschanter, Ihre Hummel-Versteherin aus dem Staatstheater

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