Wer kurzfristig denkt, hat langfristig keine Chance

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Vom 7. bis 18. September finden in Rio de Janeiro die Paralympics statt. Paralympics werden die Olympischen Spiele für Sportler mit Behinderung genannt. Seit vielen Jahren engagiert sich Oliver Schneider, Geschäftsleiter Selgros Cash & Carry, im regionalen Sportgeschehen. So unterstützt er unter anderem den sehgeschädigten Kugelstoßer René Neumann, der Rio 2016 als Ziel hatte, die Nominierung aber knapp verpasste. Wir sprachen mit Oliver Schneider über seinen Lieblingssport, seine Intention, Sport zu fördern und die Kunden von Morgen.

Woher kommt bei ihnen die Affinität zum Sport?
Ich war selber Sportler. Und das von Kindheit an. Wie alle kleinen Jungs ging es mit Fußball los, später bin ich dann in verschiedene Sportarten gewechselt. Wobei für mich Fußball immer noch das Nonplusultra ist.

Welche Sportarten unterstützen Sie als Geschäftsleiter von Selgros Cash & Carry?
Selbstverständlich Fußball. Das ist ganz logisch, auch in dieser Region. Ohne den FC Energie wäre es in dieser Gegend sehr trist. Aber nicht nur. Ich mache sehr viel im sozialen Bereich und da besonders im Behindertensport. Ich habe zum Beispiel das Paracycling bei den Cottbuser Nächten unterstützt. Mein letztes Projekt war die Förderung des sehgeschädigten Kugelstoßers René Neumann, der bei den Paralympics in Rio hätte teilnehmen können, aber, wie wir nun wissen, die Norm nicht ganz geschafft hat.

Im September finden ja die Paralympics in Rio statt, ist das für Sie auch ein Höhepunkt?
Dieses Mal ist es zumindest schwer, die Wettkämpfe am Fernseher zu verfolgen, da alles sehr spät läuft. Das betrifft Menschen wie mich, die von morgens bis abends arbeiten gehen. Ich finde es aber faszinierend wie Behinderte, und das meine ich nicht negativ, es tatsächlich schaffen, Leistungen zu erreichen und dafür auch den Willen aufzubringen, von denen sich manch anderer Mensch eine Scheibe abschneiden könnte. Das gilt auch für mich. Wie man sieht, gehöre ich auch nicht zu den perfekten Menschen.

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Kugelstoßer René Neumann. Foto: pr/ARD

Ihr aktuelles Engagement gilt dem sehgeschädigten Kugelstoßer René Neumann, der in Cottbus trainiert. Wie kam es zu ihrer Zusammenarbeit?
Eigentlich resultiert unsere Zusammenarbeit aus seiner beruflichen Tätigkeit. Er arbeitet als Physiotherapeut. Für mich ist er einer der besten Physiotherapeuten, die ich kennengelernt habe. Bei einer meiner Sitzungen bei ihm, kamen wir auf das Thema, denn er sagte, dass es mit den nächsten Terminen etwas später werden würde, weil er trainieren müsse. Als ich nachfragte, erzählte er mir, was er macht. Er wollte bei den Deutschen Meisterschaften teilnehmen, habe aber das Ziel, bei den Paralympics zu starten.

… wie lange ist das her…?
… ungefähr ein Jahr. Ich fragte ihn spontan: Wie finanzierst du das? Darauf er: mit Sponsoren. Wieder ich: Dann sollten wir uns vielleicht darüber noch einmal unterhalten.

Wie unterstützen Sie ihn?
Wir haben herausgearbeitet, dass er einen besonderen Ernährungsplan und Probleme hat, bestimmte Produkte im normalen Supermarkt nicht findet. Ich aber habe sie in meinem Markt. Also habe ich ihm vorgeschlagen, seinen Ernährungsplan zu übernehmen.

Hier in Ihrem Büro hängt auch ein Bild mit einem Radsport-Trikot. Was hat es damit auf sich?
Das gehörte einem von zwei polnischen Paracyclern, die ich bei den Cottbuser Nächten gesponsert habe. Sie starteten als Team Cash & Carry.

Was kann man denn überhaupt in der Sportförderung regional leisten?
Mein Credo ist es, das Sponsoring in Richtung soziale Aspekte zu lenken. Ich habe mich entschieden, Kinder, Jugendliche, sozial Schwache und auch behinderte Kinder oder Sportler zu unterstützen. Ich finde es aber auch wichtig, den FC Energie zu unterstützen. Ohne den Verein wäre hier manches anders.

Warum machen sie das?
Aus zwei Gründen. Zum einen sind die Kinder von heute die Kunden von morgen. Das darf ein Unternehmer nicht außer Acht lassen. Denn, wer kurzfristig denkt, hat langfristig keine Chance. Zum anderen musste ich als kleiner Junge zusehen, wie ich an meinen Sport komme. Meine Eltern hatten auch nicht die Möglichkeiten, mich ausreichend zu unterstützen. Da ich aber auf vieles Lust hatte, habe ich mir schon sehr zeitig Gedanken gemacht, wie ich das bekommen kann, was mich interessierte.

Was stört Sie an der Art der Sportförderung, wie sie derzeit abläuft?
Mich stört vor allem, dass Vereine die nicht so guten Kinder oder Jugendlichen zu schnell fallen lassen. Manchmal ist es auch so, dass ein Talent erst über Jahre wachsen muss. Es würde mir gefallen, wenn da ein Umdenken in den Vereinen stattfinden würde.

Das Interview führte Heiko Portale

Foto: Oliver Schneider: „Ich lenke mein Sponsoring in Richtung soziale Aspekte.“
(Foto: TSPV)

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